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Jörg Baberowski / Robert Kindler (Hrsg.)

Macht ohne Grenzen. Herrschaft und Terror im Stalinismus

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014; 223 S.; kart., 19,90 €; ISBN 978-3-593-50164-2
Der Stalinismus war eine der blutigsten Herrschaftsformen des 20. Jahrhunderts, ihm fielen Millionen von Menschen zwischen 1927 und 1953 zum Opfer. Der Despot war auf Furcht, Terror und Willkür angewiesen, um seine Herrschaft auszuüben, denn „die Allmacht ist zugleich die größte Schwäche der Despotie: Ohne die Erzeugung von Furcht und Schrecken könnte sie nicht überleben“ (7). Der Sammelband versammelt Vorträge, die zwischen 2011 und 2012 im Rahmen einer Ringvorlesung des Lehrstuhls Geschichte Osteuropas und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED‑Diktatur gehalten wurden. Wie für solche Sammelbände üblich, widmen sich die Autoren verschiedenen Aspekten der gewählten Thematik und beleuchten diese aus unterschiedlichen Perspektiven. So wird deutlich, dass der Terror niemanden verschonte, sondern alle treffen konnte, vom einfachen Landbewohner über die Arbeiterin bis hin zum ranghohen Parteifunktionär. Dies bewies nicht zuletzt der Große Terror in den Jahren 1937/1938, wie Nikita Petrow in seinem Beitrag hervorhebt. Die Folgen der großen ukrainischen Hungersnot von 1932/1933 erläutert Nikolaus Werth, sie war von Stalin bewusst in Kauf genommen worden, um den Widerstand der Bauern gegen die Zwangskollektivierung und Ernte‑Requirierung zu brechen. Die Rechtfertigung des eigenen Handelns als Rad im Getriebe mörderischer Herrschaftsausübung beleuchtet Jörg Grabowski. Er zeichnet die Folgen der jahrelangen Gewaltherrschaft nach, die eine Transformation der Gesellschaft bewirkten, in der alle einander misstrauten: „Die Sowjetunion war zu einem Land des Schreckens geworden, in dem Elend und Tod nicht einmal mehr Anstoß erregten.“ (66) Die Schwierigkeit der Vergangenheitsbewältigung und Auseinandersetzung mit den Verbrechen Stalins im heutigen Russland analysiert Robert Kindler: „Der ‚Generalissimus‘ blieb je nach Perspektive das Symbol staatlicher Stärke oder die Personifizierung des Terrors. Die erste Perspektive überstrahlte dabei stets die letztere.“ (213)
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Rubrizierung: 2.252.622.612.23 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Jörg Baberowski / Robert Kindler (Hrsg.): Macht ohne Grenzen. Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37869-macht-ohne-grenzen_46295, veröffentlicht am 04.12.2014. Buch-Nr.: 46295 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken