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Fredy Greuter / Norbert Neininger (Hrsg.)

Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung. Hrsg. vom Verband Schweizer Medien

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2014 (NZZ Libro); 206 S.; 24,- €; ISBN 978-3-03823-889-8
„Pressefreiheit garantiert das tägliche Brot der Demokratie, Zeitungen backen das tägliche Brot der Demokratie.“ (47) Heribert Prantl erläutert, weshalb Zeitungen ebenso systemrelevant sind wie Banken und plädiert dafür, dass Journalismus immer mehr Berufung als Beruf sein muss, um eine glänzende Zukunft zu haben. Im Internet sieht er nicht eine Gefahr für den Journalismus, sondern, richtig eingesetzt, eine Bereicherung. Bedrohungen sieht er an anderer Stelle: „Die Gefahr ist gross, dass der Journalismus verflacht und verdummt, wenn und weil der Renditedruck steigt; wenn und weil an die Stelle von sach‑ und fachkundigen Journalisten Produktionsassistenten für Multimedia gesetzt werden, wieselflinke Generalisten, die von allem wenig und von nichts richtig etwas verstehen.“ (49) Für ihn ist Qualität der Ausweg aus einer eventuellen Krise des Journalismus. So wie Prantl äußern sich weitere Autor_innen aus Wissenschaft, Politik oder der Medienbranche zu der Stellung von Massenmedien in der Öffentlichkeit und der Schweizer Medienlandschaft. Die Beiträge in dem vom Verband Schweizer Medien herausgegebenen Sammelband sollen unter anderem die „medienpolitische Debatte jenseits der Tagespolitik anregen“ (9), was durch die vielfältige Zusammenstellung der Autor_innen und damit der abgedeckten Themen durchaus gelingt. Auch Verleger Norbert Neininger sieht die Medienzukunft positiv, solange die Redaktionen gut ausgestattet sind und Wert auf Qualität legen. Information ist die Grundlage für die Teilhabe an (direkter) Demokratie, und in Zeiten der Informationsflut „leisten die Redaktionen wertvolle Arbeit: Sie wählen aus und erklären, unterscheiden Wichtiges von Unwichtigem und liefern jene Hintergrundinformationen, die zum Verständnis der Mechanismen dienen“ (27). David Sieber, Chefredakteur der Regionalzeitung „Südostschweiz“, bewertet die Lage ebenso positiv, geht aber konkreter auf die Alltagsschwierigkeiten der Zeitungsredaktion ein. Die reichen von sinkenden Auflagen und damit Aboerlösen über den Wandel der Leserschaft bis hin zur täglichen Gratwanderung zwischen Relevanz und „Interessanz“ (136). Der richtige Weg führt für ihn über die Nähe zu den Leser_innen: „kein realitätsfernes Dozieren des Weltenlaufs, sondern Erklärstücke mit hohem Praxisnutzen. Politik personalisieren, ohne zu skandalisieren. […] Denkanstösse statt Besserwisserei.“ (135) Kundennähe mit Profil kann – nicht nur in der Schweiz – ein Schlüssel für den Erhalt redaktioneller Vielfalt sein.
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.22 | 2.333 | 2.5 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Fredy Greuter / Norbert Neininger (Hrsg.): Medien und Öffentlichkeit. Zürich: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37719-medien-und-oeffentlichkeit_45455, veröffentlicht am 30.10.2014. Buch-Nr.: 45455 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken