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Miriam Aced / Tamer Düzyol / Arif Rüzgar / Christian Schaft (Hrsg.)

Migration, Asyl und (Post-)Migrantische Lebenswelten in Deutschland. Bestandsaufnahme und Perspektiven migrationspolitischer Praktiken

Berlin: Lit 2014 (Studien zu Migration und Minderheiten 29); III, 370 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-643-12463-0
Die Aufdeckung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und der Umgang mit dessen Mordtaten hätte „ein ultimativer Weckruf sein müssen, um einen breit angelegten Diskurs und Prozess des selbstkritischen Hinterfragens eigener Stereotype, Vorurteile und verankerter rassistischer Denkmuster zu beginnen“ (3). Stattdessen, so die Herausgeber_innen in ihrem Vorwort, seien rechtspopulistische Forderungen, Ablehnung und Verurteilung von vermeintlich fremden Menschen in weiten Teilen der Gesellschaft fest verankert. Zentral in dieser Debatte ist der Begriff der Migration, der unterschiedlich angewendet und gedeutet, zumeist aber als Problem konstruiert wird. Vor diesem Hintergrund setzen sich die Autor_innen dieses Sammelbandes eingehend mit dem Migrationsbegriff auseinander und beleuchten die damit verbundenen gesellschaftspolitischen Themenfelder. Im ersten Teil geht es um grundsätzliche Mechanismen von Grenzen und Ausgrenzungen, etwa in Form von Konzeptionen von Staatsbürgerschaft oder der Abschottungspolitik der EU, die neue politische Konfliktlinien nach sich zieht. So legen Federica Benigni und Marika Perdicca am Beispiel der Protestgruppe „Lampedusa in Hamburg“ den „ambivalenten Charakter“ (42) des Migrationsmanagements offen: Auf der einen Seite wird die politische Zuständigkeit zwischen den EU‑Mitgliedstaaten hin‑ und hergeschoben und Italien verfolgt eine Praxis der „Wegmobilisierung“ (35), während auf der anderen Seite Migrant_innen politisch aktiv werden und sich selbst mobilisieren (müssen). Die Autorinnen sehen darin einen Beleg, dass die „europäische Migrationspolitik sich nicht auf eine offen proklamierte Verbannung, sondern auf die Aufrechterhaltung eines labilen, paradoxalen ‚Bewegungszustands’ gründet“ (42), der mit einem permanenten Abschiebungsrisiko verbunden ist. Im zweiten Teil geht es um einzelne Aspekte der Integration und Repräsentation von Migrant_innen in Deutschland. Der Analyse von Sara Y. Ceyhan zufolge ist das Ausmaß der politischen Beteiligung der zweiten Migrant_innengeneration mit dem von Personen ohne Migrationshintergrund weitgehend vergleichbar. Eine Reform des Wahlrechts als wichtiges Element politischer Partizipation fordern Miriam Aced und Tamer Düzyol. Der dritte Teil ist den Perspektiven der Inklusion gewidmet. Beispielsweise untersucht Viola Voigt, ob sich durch interkulturelles Mentoring die ethnische/kulturelle Diversität in multinationalen Unternehmen in Deutschland erhöhen und Ausgrenzung vermindern lassen.
{AR}
Rubrizierung: 2.3432.352.3252.3322.3313.5 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Miriam Aced / Tamer Düzyol / Arif Rüzgar / Christian Schaft (Hrsg.): Migration, Asyl und (Post-)Migrantische Lebenswelten in Deutschland. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38333-migration-asyl-und-post-migrantische-lebenswelten-in-deutschland_46583, veröffentlicht am 23.04.2015. Buch-Nr.: 46583 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken