Habilitationsschrift Göttingen. – Die Sozialwissenschaftlerin Birsl fragt, warum der Versuch gescheitert sei, eine gemeinschaftliche Migrationspolitik der Europäischen Union zu entwickeln. Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet der Vergleich dreier europäischer Länder: Spanien, Großbritannien und Deutschland. Die Grundannahme der Studie lautet, dass politische und kulturelle Praxen die Wirklichkeitsdefinitionen, Bedeutungen und Konstruktionen von Nation und den Umgang mit Migration bestimmen. Birsl legt anhand der Migrationspolitik die Deutungskonstruktionen des Nationalstaates offen. Migration, so die Autorin, biete „eine Projektionsfläche, auf der sich [die] Probleme von Nationalstaaten [...] ebenso wie globale Klassenstrukturen“ (319) spiegeln. Die Autorin setzt sich im ersten Kapitel mit Theorien zu Nationalstaat, Migration, Staatsbürgerrecht und Mitgliedschaft auseinander. Anschließend analysiert sie die Migrationspolitik auf europäischer Ebene und in den drei ausgewählten Nationalstaaten. Dabei interessieren sie vor allem die rechtliche, politische und soziale Situation von Migranten, die „politische Kultur“ und die öffentlichen Diskurse und Konflikte. Birsl kommt zu dem Schluss, dass sich in der jeweiligen Migrationspolitik der europäischen Nationalstaaten eine Gegenbewegung formiert habe, die der – in ihren Augen – zu weit reichenden europäischen Auslegung von Migration gegenübertrete. Die Konsequenz sei, dass Mitgliedschaften in den Nationalstaaten über Staatsbürgerschaftsrechte geregelt werden, die exklusiv dem eigenen „Staatsvolk“ oder der eigenen „ethnischen Gemeinschaft“ (327) vorbehalten seien.