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Sabine Kroner

Migration und Migrationspolitik im Zuge des Transformationsprozesses seit 1989 – am Beispiel Polen

Göttingen: Universitätsbibliothek Göttingen 2015 (http://ediss.uni-goettingen.de/bitstream/handle/11858/00-1735-0000-0023-9608-2/Dissertation_Kroner_web.pdf); 367 S.
Diss. Göttingen; Begutachtung: U. Birsl, P. Lösche. – Sabine Kroner hat sich die Rekonstruktion der polnischen Migrationspolitik zum Ziel gesetzt. Besonders interessiert sie sich für die Frage, ob das Land im Kontext der seit 1989 stattfindenden sozio‑ökonomischen Transformationsprozesse ein nationales Profil in diesem Politikfeld entwickeln konnte. Ausgehend von der These, dass sich Polen als traditionelles Auswanderungsland und historisches „Arbeitskräftereservoir“ (5) zunehmend zu einem Transitland und seit dem EU‑Beitritt 2004 auch zu einem Zielland von Migration entwickelt hat, identifiziert die Autorin die zentralen Phasen, Akteure und Institutionen, die die Herausbildung eines eigenständigen Politikfeldes Migration erklären. Anhand von Expert_innen‑Interviews mit der polnischen Administration zeigt sie, dass sich das Feld zwar in einem „komplexen interdependenten Zusammenspiel von Europäisierung und nationalen Interessen“ (292) bewegt, die Vorgaben der EU aber letztlich dominieren. Die Ratifizierung des Schengener Abkommens und die Bestimmungen zu Grenzsicherung, Visa‑ und Asylpolitik im EU‑Beitrittsprozess hätten Polen „zur Implementierung einer restriktiven Politik gegenüber MigrantInnen verpflichtet“ (285). Das stehe durchaus im Widerspruch zu nationalen innen‑ und außenpolitischen Interessen Polens, die die besonderen historischen Beziehungen zu den östlichen Nachbarstaaten oder die Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften stärker berücksichtigen würden. Die in der Migrations‑ wie Transformationsforschung verortete Studie begreift den Umgang eines Staates mit Migration als Kriterium dafür, ob sich eine Gemeinschaft zu einer offenen oder geschlossenen Gesellschaft entwickelt. In dieser Hinsicht könne allein die Herausbildung der Migrationspolitik als institutionalisiertes Politikfeld – trotz der deutlich hörbaren Kritik an den restriktiven Vorgaben der EU und ihres Grenzregimes – als „Beitrag zur demokratischen Konsolidierung angesehen werden“ (284).
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Rubrizierung: 2.612.222.2634.423.5 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Sabine Kroner: Migration und Migrationspolitik im Zuge des Transformationsprozesses seit 1989 – am Beispiel Polen Göttingen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40075-migration-und-migrationspolitik-im-zuge-des-transformationsprozesses-seit-1989--am-beispiel-polen_48455, veröffentlicht am 22.09.2016. Buch-Nr.: 48455 Rezension drucken