
Mindestlöhne und X-Effizienz
Diss. Trier; Begutachtung: D. Sadowski, G. Müller‑Fürstenberger. – Wolfgang Hoffelds wirtschaftswissenschaftlich akzentuierte Dissertation greift in theoretischer wie empirischer Perspektive einen der sowohl prominentesten als auch umstrittensten Aspekte der zurückliegenden Regierungsbildung auf: die Frage der flächendeckenden Einführung von Mindestlöhnen und ihrer (beabsichtigten und nicht beabsichtigten) Folgen. Ausgehend von der Feststellung, dass eine flächendeckende Einführung von Mindestlöhnen in der Regel keine negativen Beschäftigungseffekte auslöst – Hoffeld verweist auf die hierzu einschlägige Studie von David Card und Alan B. Krueger aus dem Jahr 1994 – geht es zentral um die diesem Effekt zugrunde liegenden Ursachen: „[W]ie haben Unternehmen auf den Mindestlohn reagiert, wenn nicht mit den erwarteten Entlassungen?“ (1) Durch die Auswertung von Unternehmensdaten aus der FAME‑Datenbank (Financial Analysis Made Easy) für den Zeitraum von 1992 bis 2005 kann Hoffeld für sein Analysebeispiel der Pflegeheime in Großbritannien zeigen, dass diese die Einführung von Mindestlöhnen als exogenen Schock begreifen. Diesem versuchen sie zu begegnen, indem sie die Effizienz ihrer Arbeitsabläufe erhöhen. Dadurch, so Hoffelds Argumentation, ist nicht eine steigende Arbeitslosigkeit infolge von gestiegenen Lohnkosten das Resultat der Einführung eines branchenspezifischen oder gar flächendeckenden Mindestlohns, sondern eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität. Doch mahnt er eine vorsichtige Interpretation an: „Zwar deuten die vorliegenden Ergebnisse“, so schreibt er in seinem Ausblick, „auf einen beschäftigungsstabilisierenden Mechanismus in Großbritannien hin, allerdings sollten solche Ergebnisse nicht vorschnell verallgemeinert werden“ (152). Eine analoge Untersuchung mit Blick auf die Situation in Deutschland sei – und da kann man ihm vor dem Hintergrund der politischen Debatte nur Recht geben – wünschenswert.