"Wir, die wir glaubten, der DDR die Treue gehalten zu haben, standen vor einem Trümmerhaufen unserer Zuversicht und Siegesgewißheit, unserer Hoffnungen und Illusionen." (97) So die Erinnerung an den Zusammenbruch der DDR aus Sicht des Autors und ehemaligen DDR-Botschafters in Belgrad, der in diesem Band den Leser an seiner ganz persönlichen Vergangenheitsbewältigung teilnehmen läßt. Diese nimmt ihren Ausgang von einer Auswahl seiner unverändert abgedruckten Reden als Botschafter, die mit 45 Seiten gut ein Fünftel des gesamten Bandes ausmachen, und die ihm als "Prüfstein" dafür dienen sollen, ob er "noch immer mit ruhigem Gewissen zu dem damals Gesagten, weil so Gedachten, stehen kann, ob [er] kleine oder große Abstriche davon machen, über eigene Naivität [...] selbst lächeln oder gar über Falschaussagen und Irrtümer schamrot werden muß" (16). Abgesehen von deutlichen inhaltlichen Inkonsistenzen, verfällt der Autor immer wieder in die teils weh- und teils selbstanklagende Nostalgie, die er erklärtermaßen vermeiden wollte. Nur ein Beispiel: "Erst nach langen 41 Jahren war es vollbracht. Der Osten war heimgeholt und mit ihm das in Jahrzehnten geschaffene Volkseigentum. Mit Hilfe der Treuhandanstalt wurde es filetiert und privatisiert. 95 Prozent des privatisierten ostdeutschen Eigentums gingen in westdeutsche Hände über. Die rechtmäßigen Eigentümer, die Bürgerinnen und Bürger der DDR, wurden enteignet, entschädigungslos. [...] Krause kroch dem Krupp zu Kreuze. Schuld an dieser Groteske wahrhaft historischen Ausmaßes tragen letztlich nicht die Kapitalisten. Wer wollte es ihnen verübeln, daß sie die errungene Beute herunterwürgten? Verantwortlich dafür ist meine frühere Partei, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands." (142 f.) In diesem Tenor ließe es sich beliebig fortsetzen...