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Gang Liu

Moderne politische Repräsentation und die Stellung der Parteien

Berlin: Duncker & Humblot 2013 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 179); 198 S.; 65,90 €; ISBN 978-3-428-14069-5
Rechtswiss. Diss. HU Berlin; Begutachtung: D. Grimm, C. Möllers. – Über das Repräsentationsprinzip, seine durchaus divergenten und spannungsreichen Auslegungen und deren Auswirkungen auf das (moderne) demokratische System im Allgemeinen sowie die für dieses Prinzip essenziellen politischen Parteien im Besonderen existieren etliche mehr oder weniger originelle Abhandlungen. Diese Studie verspricht auf den ersten Blick – angesichts der Herkunft des Autors – eine spezifische und neue, nämlich chinesische Perspektive auf die alteuropäischen Diskussionen. Allerdings steht dieser Aspekt letztlich nicht im Zentrum der Darstellung, die sich stattdessen konsequent auf eine sorgfältige und lesenswerte, aber eben nicht wirklich überraschende Untersuchung der Begriffsstruktur und der konkreten Probleme des Repräsentationsprinzips konzentriert. Der Autor unterscheidet zwischen der formalen, auf den Autorisations‑ und Zurechnungszusammenhang rekurrierenden, und der inhaltlichen, auf die Kongruenz des Willens von Repräsentieren und Repräsentanten bezogenen Repräsentation. Beide Konzeptionen werden zunächst knapp vorgestellt und sodann in einzelnen Kapiteln näher erläutert. In diesem Zusammenhang erfolgt zudem eine nicht allein exemplarische, sondern auch dogmengeschichtlich aufschlussreiche Differenzierung anhand von drei klassischen, durchaus kontroversen juristischen Konzeptionen (Kelsen, Schmitt, Leibholz), denen die diskurstheoretische Position Jürgen Habermas’ gegenübergestellt wird. Im knappen fünften Kapitel versucht Gang Liu auf dieser theoretischen Grundlage Konsequenzen für die politischen Parteien zu formulieren. Die hier präsentierten Einsichten sind allerdings zumindest im Hinblick auf die westeuropäischen Demokratien relativ konventionell, und die überaus spannenden Fragen, die sich gerade auf der Basis des herausgearbeiteten Repräsentationsverständnisses im Hinblick auf das so ganz anders geartete Parteisystem der VR China stellen, werden leider in einer allzu kurzen Schlussbemerkung abgehandelt. Man wünscht sich, dass der Autor die Zeit findet, hier weiterzuarbeiten.
Steffen Augsberg (AU)
Prof. Dr., Professur Öffentliches Recht, Justus-Liebig-Universität Gießen.
Rubrizierung: 5.412.68 Empfohlene Zitierweise: Steffen Augsberg, Rezension zu: Gang Liu: Moderne politische Repräsentation und die Stellung der Parteien Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36871-moderne-politische-repraesentation-und-die-stellung-der-parteien_44644, veröffentlicht am 20.03.2014. Buch-Nr.: 44644 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken