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Sabine Strasser / Elisabeth Holzleithner (Hrsg.)

Multikulturalismus queer gelesen. Zwangsheirat und gleichgeschlechtliche Ehe in pluralen Gesellschaften

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2010 (Politik der Geschlechterverhältnisse 41); 370 S.; kart., 32,90 €; ISBN 978-3-593-39172-4
Angesichts manifester Formen sozialer Ungleichheit – sei es in Fragen von Zugangschancen zu Bildung und Arbeit, sei es in Gestalt sozialräumlicher Benachteiligung – geraten multikulturalistische Positionen zunehmend in die Kritik. Der Multikulturalismus, so lauten die Einwände, bewege sich in einer Grauzone der verdeckten Legitimierung von Ungleichheiten, weil er mit der Forderung nach Anerkennung kultureller Unterschiede Ansprüche individueller Autonomie untergrabe. Diese Frage betrifft in besonderer Weise das Feld der sexuellen Autonomie – und zwar gleichermaßen Frauen als Opfer diverser Spielarten arrangierter oder erzwungener Ehen wie die anhaltende Diskriminierung sexueller Minderheiten. Im Zentrum dieses Bandes steht deshalb die Frage, wie unter Bedingungen gesellschaftlicher Vielfalt Menschenrechte Geltung erlangen können, ohne ethnische oder religiöse Minderheiten abzuwerten oder auf bestimmte Praktiken festzuschreiben. Entstanden ist er aus einem Forschungsprojekt, das vom österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung 2006 bis 2008 im Rahmen des internationalen Forschungsschwerpunkts „New Orientations for Democracy in Europe“ gefördert wurde. Die teils theoretischen, teils empirischen Beiträge verbinden Perspektiven der Rechtswissenschaft, Sozialanthropologie und politischen Philosophie. Sie setzen sich einerseits intensiv mit dem rechtlichen Umgang mit Zwangsverheiratungen und der Nichtanerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen auseinander. Andererseits geht es in eher theoretischer Perspektive um eine Verteidigung des Multikulturalismus, die sich darum bemüht, „sowohl universelle/menschenrechtliche als auch partikuläre/kulturelle Ansprüche mit ökonomischer und gesellschaftlicher Gerechtigkeit“ zu verbinden (364).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.263 | 2.27 | 2.4 | 2.61 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Sabine Strasser / Elisabeth Holzleithner (Hrsg.): Multikulturalismus queer gelesen. Frankfurt a. M./New York: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32289-multikulturalismus-queer-gelesen_38532, veröffentlicht am 30.03.2011. Buch-Nr.: 38532 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken