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Florian Kohl

Nationalismus und Wiedervereinigung. Forscher als Experten und Vermittler: Wissenschaftlicher Interdiskurs in ausgewählten deutschen und ausländischen Printmedien von 1989 bis 1990

Marburg: Tectum Verlag 2008; XXIII, 313 S.; pb., 29,90 €; ISBN 978-3-8288-9774-8
Diss. Münster; Gutachter: J. Westerbarkey, W. Woyke. – Wie hat die Wissenschaft die Themen Nationalismus und deutsche Wiedervereinigung in deutschen und ausländischen Medien bewertet und welche Position vertrat sie bezüglich der damit zusammenhängenden Probleme und aufkommenden Fragstellungen? Zur Beantwortung dieser zentralen Fragestellung hat Kohl 212 von Wissenschaftlern verfasste Artikel ausgewertet. Sie sind in den Wochenzeitungen „Die Zeit“, „The Observer“, den Nachrichtenmagazinen „Time“ und „L’Express“ bzw. den Fachzeitschriften „Foreign Affairs“, „International Affairs“ und „Politque Étrangère“ erschienen. Kohl zeichnet die Entwicklung des Nationalismus in Deutschland und den Weg in den wiedervereinigten deutschen Nationalstaat nach und untersucht, wie Wissenschaftler sich in dem Jahr zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung zu diesem Thema äußerten. Seine Auswertung zeigt, dass vor allem Historiker der deutschen Wiedervereinigung positiv gegenüberstanden und die in den Medien zu Wort gekommenen Wissenschaftler aus den westlichen Siegerstaaten eine andere Haltung zu relevanten Themen vertraten als ihre jeweiligen Regierungen: „So begrüßten auch Franzosen und Briten [...] die Wiedervereinigung, ohne Angst vor einem neuen aggressiven Nationalismus in Deutschland zu haben.“ (265). Die Wiedervereinigung sei insgesamt überwiegend positiv bewertet worden. Die damit verbundenen Probleme und Fragen seien erkannt worden, Ängste vor negativen Folgen der Wiedervereinigung – auch hinsichtlich eines neuen deutschen Nationalismus – seien nicht zu erkennen gewesen. Hinsichtlich der Nationalsymbolik und der Verfassungsfrage habe die Mehrheit der Wissenschaftler für die Beibehaltung der Symbole der alten Bundesrepublik (Hymne, Staatsname) und ihres Grundgesetzes sowie für Berlin als Hauptstadt plädiert. Insgesamt hätten sich die Aussagen und Meinungen der Wissenschaftler größtenteils mit den Maßnahmen gedeckt, die während der Wiedervereinigungsphase tatsächlich von den handelnden Politikern getroffen wurden und mit den Entwicklungen, die in den Jahren nach der Wiedervereinigung eingetreten sind.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.315 | 5.2 | 2.333 | 2.22 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Florian Kohl: Nationalismus und Wiedervereinigung. Marburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30888-nationalismus-und-wiedervereinigung_36707, veröffentlicht am 21.10.2009. Buch-Nr.: 36707 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken