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Dimitris Psarras

Neofaschisten in Griechenland. Die Partei Chrysi Avgi

Hamburg: LAIKA Verlag 2014 (Edition Provo 10); 215 S.; 19,- €; ISBN 978-3-944233-07-9
Der Journalist Dimitris Psarras beschreibt die Entstehungsgeschichte, die Gewalttaten und die Wahlerfolge der neonazistischen Terrororganisation und Partei Chrysi Avgi („Goldene Morgenröte“): In den Anfängen wird die Gruppe vom ehemaligen Diktator Georgios Papadopoulos unterstützt und gründet sich 1985 als Partei. Sie ist streng hierarchisch organisiert und übernimmt in allen Aspekten nationalsozialistische Vorbilder. Das Jahr 1992 markiert mit der infolge der Balkankriege gestiegenen Migration und Fremdenfeindlichkeit sowie der Mazedonienfrage eine Wende für Griechenland. Als Folge kann Chrysi Avgi ihre Angriffe gegen Linke und Migranten und die damit erzielte Öffentlichkeitswirksamkeit vervielfachen. Einige Gründe für den Erfolg der Partei liegen in ihren guten Beziehungen zur Polizei, zur orthodoxen Kirche (Erzbischof Christodoulos, von 1998 bis 2008 im Amt, vertrat eine ähnlich nationalistische Linie) und in ihrer starken Medienpräsenz. Die Kommunalwahlen 2010 (5,29 Prozent) und die Parlamentswahlen 2012 (6,97 Prozent) stellen ihren Durchbruch dar. Das Buch – das griechische Original erschien 2012 – ist in einem deskriptiven journalistischen Stil geschrieben. Der Autor, der von 1990 bis 2012 für die linksliberale Eleftherotypia und danach für eine genossenschaftliche Zeitung, Efimerida ton Syntakton, gearbeitet hat, beschreibt Personen und Ereignisse mit vielen Details und in chronologischer Reihenfolge. Deutsche Leser_innen ohne Hintergrundwissen über Griechenland würden von zusätzlichen systematischen Informationen über das Regierungs‑ und Parteiensystem und von dem Verzicht auf einige empirische Details profitieren. Bisweilen finden sich jedoch auch für Ideologieforscher_innen nützliche Kategorisierungen: „Natürlich übernimmt kein ‚Neonazi‘ diese Bezeichnung. Der Begriff ‚Neonazi‘ wird von den politischen Studien über den Rechtsextremismus benutzt, um die Palette an Gebilden der Nostalgiker [...] des Faschismus und des Nationalsozialismus zu beschreiben, die nach dem Weltkrieg auftauchten. Sie selbst sehen sich als aktive Anhänger einer kontinuierlichen Bewegung und nicht als Nostalgiker.“ (82)
Maria Grazia Martino (MAR)
Dr., Politikwissenschaftlerin, FU Berlin.
Rubrizierung: 2.61 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Maria Grazia Martino, Rezension zu: Dimitris Psarras: Neofaschisten in Griechenland. Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37577-neofaschisten-in-griechenland_45237, veröffentlicht am 25.09.2014. Buch-Nr.: 45237 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken