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Christoph Butterwegge / Bettina Lösch / Ralf Ptak (Hrsg.)

Neoliberalismus. Analysen und Alternativen. Mit einem Vorwort von Annelie Buntenbach

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008; 420 S.; geb., 24,90 €; ISBN 978-3-531-15186-1
Der Band führt unterschiedliche Ansätze der Neoliberalismusforschung im deutschsprachigen Raum zusammen. Er ist von den Herausgebern als Fortführung ihres Buches „Kritik des Neoliberalismus“ (siehe ZPol-Nr. 32606) intendiert. Die unterschiedlichen Fachdisziplinen angehörenden und dem neoliberalen Projekt gegenüber durchweg kritisch eingestellten Autoren suchen mit ihren Aufsätzen die Diskussion um Alternativen zur neoliberalen Politik weiterzuentwickeln. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln werden zunächst die theoretischen Grundlagen des Neoliberalismus hinterfragt, um dann die Wirksamkeit des Neoliberalismus in der Praxis in unterschiedlichen Bereichen darzustellen, die widersprüchliche Rolle des Staates dabei zu beleuchten und mögliche Gegenstrategien zu entwickeln. Mario Candeias zeigt z. B., wie durch den neoliberalen Umbau der Gesellschaft die alten Verhältnisse nicht nur zerstört, sondern auch progressive Elemente entwickelt werden, die die Forderungen der alternativen Bewegungen gezielt aufgreifen. So gelingt es den Vertretern neoliberaler Politik, nicht nur passive, sondern auch aktive Zustimmung früherer Protagonisten der Alternativbewegungen zu organisieren. Dabei werden deren Ziele – wie die Humanisierung der Arbeitswelt und die Befreiung der Frau aus der Einzwängung in patriarchale Eheverhältnisse im neoliberalen Sinne „im Kleid der Selbstvermarktung“ (305) realisiert. Die Flexibilisierung und Prekarisierung, die Privatisierung und Vermarktlichung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse erzeugt jedoch Widersprüche und Brüche, die – so Caneias – weder in der wissenschaftlichen noch in der politischen Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus angemessen in den Blick genommen werden. Hierin sieht Caneias auch die Ursache dafür, dass es bislang nicht gelang, ein in sich stimmiges linkes Projekt zu entwickeln. Zudem blieben Kritik und Proteste wirkungslos, wenn sie die sich vollziehenden Umwälzungen einfach negierten. Vielmehr sei damit ein anderes Politikverständnis zu verbinden, das – ansetzend an alltäglichen Problemen – auf individuelle und kollektive Handlungsfähigkeit abziele.
Julia Schmidt-Häuer (JSH)
Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
Rubrizierung: 2.2 | 2.3 | 3.1 | 5.43 | 2.61 | 2.263 | 2.341 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Christoph Butterwegge / Bettina Lösch / Ralf Ptak (Hrsg.): Neoliberalismus. Wiesbaden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28956-neoliberalismus_34194, veröffentlicht am 21.10.2008. Buch-Nr.: 34194 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken