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Julian Petrin

Nexthamburg. Bürgervisionen für eine neue Stadt

Hamburg: edition Körber-Stiftung 2012; 120 S.; brosch., 18,- €; ISBN 978-3-89684-094-3
Partizipative Ideen haben derzeit Konjunktur und erfassen viele Politikbereiche. Auch in der Stadtentwicklung wird nach Wegen gesucht, Bürgerinnen und Bürger in neuer Weise an Planungsprozessen zu beteiligen. Ein Beispiel hierfür ist Nexthamburg, ein „bürgerschaftlicher think tank“, der dazu dienen soll, in einem Bottom‑up‑Prozess Ideen einer zukunftsfähigen Stadt jenseits der üblichen Verfahren zu generieren. „Bewerten, kommentieren, selber machen: Das sind die Imperative der Web‑2.0‑Gesellschaft, die längst den politischen Raum erobert haben.“ (11) Nexthamburg geht von einer gesellschaftlichen Kultur aus, in der Partizipation nicht mehr Ausnahme, sondern die Regel ist. Allerdings warnt Julian Petrin, Gründer von Nexthamburg, eindringlich vor der halbherzigen Umsetzung internetbasierter Beteiligungsformen. Er bietet eine äußerst knappe Einleitung in Formen der Bürgerbeteiligung wie Crowdsourcing und Crowdfunding und gibt einen anschaulichen Überblick über die Initiative Nexthamburg. Die Initiative will vor allem Online‑ und Offline‑Ebenen verweben: „Im Vor‑ und Umfeld großer Veranstaltungen verdichtet sich die Diskussion im Internet, findet der Sprung vom Posting im Netz zum vertieften Arbeiten in Gruppen vor Ort statt – und dies findet schließlich seinen Weg zurück ins Web.“ (22) Das Ziel ist, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, Verbindlichkeit zu schaffen, die den langfristig angelegten Prozess der Stadtentwicklung trägt. Schließlich ist die Ausgangsfrage der Initiative auf das Jahr 2030 gerichtet: Wie stellen sich Bewohnerinnen und Bewohner ihre Stadt in der Zukunft vor? Unter Rubriken wie die attraktive Stadt, die radikale Stadt oder die geheilte Stadt werden knapp und anschaulich Projektideen vorgestellt und nach den Kriterien Problemlösung, Machbarkeit, Anschlussfähigkeit und Innovationsgrad bewertet. Nexthamburg ist mehr eine Broschüre als ein Buch, ein knapper, bunter Einblick in einen hochkomplexen Planungsprozess, dem man anmerkt, dass er noch lange nicht zu Ende geführt ist. Die Lektüre des Bandes regt an, weiter über Partizipationsformen im Zeitalter der digitalen Kommunikation nachzudenken, das Projekt in Hamburg als ein „best practise“ Beispiel zu begreifen und dessen Weiterentwicklung zu begleiten.
Sonja Borski (SBO)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin. Institut für Politikwissenschaft, Zentrum für die Didaktiken der Sozialwissenschaft, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.325 | 2.32 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Sonja Borski, Rezension zu: Julian Petrin: Nexthamburg. Hamburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35837-nexthamburg_43683, veröffentlicht am 19.06.2013. Buch-Nr.: 43683 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken