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Ingo Take

NGOs im Wandel. Von der Graswurzel auf das diplomatische Parkett

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2002; 390 S.; brosch., 33,90 €; ISBN 3-531-13763-8
Politikwiss. Diss. Darmstadt; Gutachter: K. D. Wolf, R. Schmalz-Bruns. - Zur Rolle von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in der Weltpolitik im Allgemeinen und der Klima- sowie Umweltpolitik im Besonderen sind in den letzten Jahren zahlreiche Arbeiten entstanden. Mit dieser Untersuchung des Wandels im Verhalten von NGOs als Reaktion auf globalisierungsinduzierte Herausforderungen auf nationaler und internationaler Ebene wird ein neuer Aspekt in die Diskussion eingebracht. Im Rahmen des von der Forschungsgruppe Weltgesellschaft erarbeiteten Weltgesellschaftskonzepts analysiert der Autor das strategische Verhalten von NGOs anhand der politischen Aktivitäten von Umweltverbänden. Dabei wird von drei unterschiedlichen Erkenntnisinteressen ausgegangen. Zunächst steht auf der empirischen Ebene das konkrete strategische Akteursverhalten im Mittelpunkt. Auf konzeptioneller Ebene soll anschließend die Komplexität der identifizierten unterschiedlichen Verhaltensmuster systematisch durchdrungen werden. Im theoretischen Teil verallgemeinert Take diese Erkenntnisse und benennt die Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen unterschiedlichen strategischen Verhaltens. So sollen "Rückschlüsse auf die Entwicklungsperspektiven von NGOs sowie deren Verortung in der Weltgesellschaft ermöglicht werden" (28). Durch die sich anschließende Überprüfung der aufgestellten Hypothesen unter unterschiedlichen nationalen Kontextbedingungen, erhöht sich der Aussagegehalt der Studie weiter. Untersucht werden die Strukturen (die relativ stabilen institutionellen Strukturen und die sich verändernden politischen Chancenstrukturen) der USA, Großbritanniens, der Niederlande und Deutschlands und deren Einfluss auf das Verhalten der NGOs. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die zunehmende Dominanz des Neoliberalismus, die steigende Interdependenz politischer, marktwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse sowie die zunehmende Vergesellschaftung der nationalen und internationalen Politik innerhalb der Umwelt-NGOs neue organisatorische Strukturen und strategische Verhaltensweisen hervorgebracht haben. Ohne Untersuchungen in anderen Politikfeldern vorzugreifen, lassen sich so bereits einige übergreifende und generalisierbare Trends ausmachen. Dazu gehören neben der allseits zu beobachtenden Professionalisierung eine zunehmend konstruktive Rolle in politischen Prozessen, die weg von Verhinderungsstrategien hin zu konstruktiver Mitgestaltung geführt hat. Ob, angesichts eines mit wachsendem Problemdruck steigenden Frustrationspotenzials bei NGOs, diese Zivilisierung der Weltpolitik weiter voranschreiten wird, lässt der Autor offen. Aus dem Inhalt: 2. Einflussstrategien der NGOs auf drei Ebenen: 2.1 Aufgaben von NGOs; 2.2 Ressourcen der NGOs; 2.3 Strategien der Einflussnahme. 3. Theoretische Grundlegung: 3.1 Globalisierung als Herausforderung und Initiator des Wandels im Verhalten von NGOs; 3.2 Ressourcenmobilisierungstheorie und politische Gelegenheitsstrukturen als theoretische Ansätze zur Erforschung Neuer Sozialer Bewegungen und Bewegungsorganisationen. 4. Internationale Klimapolitik: 4.1 Klimawandel als ökologisches, soziales, ökonomisches und politisches Problem; 4.2 Die Rolle der NGOs in der internationalen (Klima-)Politik - ein historischer Abriss; 4.3 Die Konfliktlinien und Konfliktparteien in der internationalen Klimapolitik; 4.4 Die klimapolitischen Aktivitäten der NGOS auf internationaler Ebene. 5. Das strategische Verhalten der Umweltverbände in unterschiedlichen nationalen Kontexten.
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 4.3 | 4.45 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Ingo Take: NGOs im Wandel. Wiesbaden: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16414-ngos-im-wandel_18845, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18845 Rezension drucken