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Max Matter

Nirgendwo erwünscht. Zur Armutsmigration aus Zentral- und Südosteuropa in die Länder der EU-15 unter besonderer Berücksichtigung von Angehörigen der Roma-Minderheiten

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2015 (Eine Veröffentlichung des Rats für Migration); 334 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-7344-0021-6
Nach dem EU‑Beitritt von Bulgarien und Rumänien sind viele Bürger_innen aus den beiden Ländern nach Deutschland gewandert. Aus dieser Arbeitsmigration haben sich hierzulande Probleme ergeben, die „Politik, Medien und Öffentlichkeit als Schwierigkeiten [deuten], die vorwiegend von Roma verursacht“ (38) werden, schreibt Max Matter, Direktor des Instituts für Volkskunde in Freiburg. Den Roma werde unterstellt, dass sie „nur Unterstützungsleistungen ‚erschleichen‘“ (302) wollten. Tatsächlich aber betonten viele Roma, dass sie mit ihrer Migration die Hoffnung verbinden, im Zuzugsland nicht – wie im Herkunftsland – stigmatisiert und ausgegrenzt zu werden. Jedoch hegten hierzulande viele Bürger_innen ebenfalls Vorurteile gegenüber den Roma, was nicht zuletzt eine Folge der geringen Kenntnisse über deren Lebensweise sei. Dabei werden die Unterschiede zwischen den Romagruppen übersehen: „Die Roma gibt es nicht. Romagruppen unterscheiden sich in ihren Sprachen und Dialekten, in ihren Religionen, im Grad ihrer Assimilation an die gesellschaftliche Umwelt“ (25), sodass von „Rom‑Völkern“ (26) gesprochen werde. Matter liefert mit seinem Band Hintergrundinformationen und stellt antiziganistische Vorurteile infrage. In diesem Kontext rekurriert er auf Wilhelm Heitmeyers Publikation „Deutsche Zustände“ (siehe Buch‑Nr. 41818), in der der Antiziganismus im Vorurteilssyndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit verortet und argumentiert wird, dass er eng mit Elementen wie Fremdenfeindlichkeit und Rassismus verbunden ist. Eine Reihe von politischen Akteuren, darunter die EU, der Europarat, die Bundesregierung und die Bundesländer, haben Wege aufgezeigt, wie die Integration der Roma gelingen kann. Die einzelnen Schritte beschreibt Matter ausführlich. So positiv viele Ansätze auch sein mögen: Werner Schiffauer vom Rat für Migration, der diesen Band herausgibt, vermisst bei dieser Debatte insgesamt die Wertschätzung für die Roma. Sie sei „in der romantischen Verklärung der Roma vorhanden, die sie als Sinnbild für Aussteigertum, antibürgerliche Freiheit, stolze Verweigerung und trotzige Autonomie sah“. Das sei zwar verklärend gewesen, aber es habe eine Position markiert, die heute verloren sei.
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Rubrizierung: 4.422.612.233.1 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Max Matter: Nirgendwo erwünscht. Schwalbach/Ts.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38865-nirgendwo-erwuenscht_46737, veröffentlicht am 17.09.2015. Buch-Nr.: 46737 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken