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Petr Drulák / Šárka Moravcová (Hrsg.)

Non-Western Reflection on Politics

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2013; 259 S.; 49,95 €; ISBN 978-3-631-64354-9
Seit einiger Zeit wird verstärkt in verschiedenen politikwissenschaftlichen Teildisziplinen reflektiert, ob eigenes Vokabular und heuristisches Instrumentarium nicht so weit in einer westlichen, sprich: europäischen Denkweise verhaftet sind, dass sie für andere Kulturen keine hinreichenden Anwendungs‑ oder Erklärungspotenziale besitzen. Angesichts der im Zuge der Globalisierung zunehmend wichtiger und einflussreicher werdenden nicht‑europäischen Gesellschaften sind solche Überlegungen, zu denen auch dieser Sammelband beiträgt, überaus zu begrüßen. Mit dem Wunsch, eine solche konzeptuelle Debatte zu führen, geht die Notwendigkeit einher, festzulegen, was westliches Denken und westliche Selbstbeschreibungen überhaupt sind. Petr Drulák schlägt in seiner Einleitung vor, die spezifischen Charakteristika westlichen politischen Denkens anhand ihrer historischen Genese zu bestimmen. Damit wären historische Einbettungen in die politischen Räume Europa und USA ebenso für das westliche Denken konstitutiv wie Rückbezüge auf die griechische Philosophie, das römisches Recht, die christliche Religion oder auf Gedanken der Aufklärung. All diese historisch‑genetischen Elemente stünden wiederum in einem Bezug zum Staat als institutionalisiertem Raum ihrer Wirkung. Eine solche Festlegung, an der sich die Gruppierung der übrigen Beiträge orientiert, birgt mindestens zwei Probleme. Sie könnte erstens dazu führen, die Einflüsse westlichen Denkens auf andere Gesellschafts‑ und Kulturkreise unterzubewerten wie zweitens deren Einflüsse auf westliches Denken unberücksichtigt zu lassen. Zudem ist die recht schematische Einteilung – Westen und Nicht‑Westen – schwer mit der Idee einer geteilten globalen politischen Sprache und Ideenwelt in Einklang zu bringen. Das ist schade, denn die Frage etwa, ob die Demokratie oder der Autoritarismus das bessere Modell zur kollektiv verbindlichen Entscheidungsfindung darstellt, oder ob es so etwas wie ein Recht auf Leben und noch dazu auf Menschenwürde geben soll oder eben nicht, all das lässt sich nur entscheiden, wenn es eine gemeinsame Sprache gibt. Diese allerdings scheint in einem solcherart schematischen Zugang, auch wenn er primär auf das Verstehen ausgerichtet ist, noch nicht hinreichend berücksichtigt zu sein.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.15.415.425.432.632.652.672.682.23 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Petr Drulák / Šárka Moravcová (Hrsg.): Non-Western Reflection on Politics Frankfurt a. M. u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37171-non-western-reflection-on-politics_45020, veröffentlicht am 12.06.2014. Buch-Nr.: 45020 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken