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Heiner Flassbeck / Costas Lapavitsas

Nur Deutschland kann den Euro retten. Der letzte Akt beginnt

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2015; 185 S.; 14,99 €; ISBN 978-3-86489-096-3
„Hätte man sich von vorneherein an der Empirie orientiert, die ganz anderes zeigt, wären die Währungsunion und die EU nicht den Finanzmärkten zum Opfer gefallen, und die gegenwärtige Sackgasse [...] vermieden worden“ (31), konstatieren die Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck und Costas Lapavitsas. In Anschluss an zahlreiche vorhergehende Publikationen erneuern sie ihre Kritik an der europäischen Krisenpolitik und vor allem den Verfehlungen Deutschlands. Die Ökonomen legen dabei exemplarisch dar, wie theoretische Fehlannahmen und ein bewusstes Übersehen von empirischen Zusammenhängen zu der aktuellen Krise führten. So sei das Fehlverständnis des Arbeitsmarktes ein zentrales Problem für die Erkenntnis der Krisenursache. Dieser funktioniere, so die Autoren, eben nicht wie ein Kartoffelmarkt. „Der wichtigste dieser Beweise ist die ausgeprägte und stabile Korrelation zwischen der Zuwachsrate der Lohnstückkosten und der Inflationsrate“ (31). Der Fehlwahrnehmung aber liege die Tatsache zugrunde, dass der „Neoliberalismus mit religiöser Inbrunst übernommen“ (59) worden sei und tatsächliche Entwicklungen nicht hinterfragt würden. Flassbeck und Lapavitsas zeigen mögliche politische Handlungswege auf und schließen ihr Buch mit einem politischen Handlungsprogramm für die griechische SYRIZA‑Partei. Entgegen der Vorworte von Paul Mason und Oskar Lafontaine sprechen sich die beiden Autoren aber nicht für einen Euro‑Ausstieg aus und haben das in anderen Veröffentlichungen auch nicht getan. Dennoch halten sie diese Option offen. Insgesamt leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Euro‑Debatte und zeigen ohne ideologische Scheuklappen die Ursachen der Krise auf. Der Transparenz halber wäre es allerdings angebracht gewesen zu erwähnen, dass Lapavitsas Abgeordneter der SYRIZA‑Partei ist. So lässt sich das Manifest für SYRIZA am Ende des Buches besser einordnen, seine zentrale Aussage verliert dadurch auch nicht an Wahrheit: „Je eher die Linke in ganz Europa erkennt, was auf dem Spiel steht, und realistische Alternativen anbietet, desto besser für die europäische Gesellschaft als Ganzes“ (131). Der Euro könne aber nur durch eine Änderung der deutschen Lohnpolitik gerettet werden. Darauf verweisen Lapavitsas und Flassbeck seit Jahren – bisher vergeblich. Das Buch ist ein Anlauf, diesem Punkt noch einmal mehr Geltung zu verschaffen.
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Rubrizierung: 3.52.612.3423.7 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Heiner Flassbeck / Costas Lapavitsas: Nur Deutschland kann den Euro retten. Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38399-nur-deutschland-kann-den-euro-retten_46998, veröffentlicht am 07.05.2015. Buch-Nr.: 46998 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken