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Reinhold Bernhardt / Ernst Fürlinger (Hrsg.)

Öffentliches Ärgernis? Moscheebaukonflikte in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Zürich: TVZ Theologischer Verlag 2015 (Beiträge zu einer Theologie der Religionen 12); 199 S.; 30,90 €; ISBN 978-3-290-17780-5
In den vergangenen Jahren hat sich der Streit um den Bau von Moscheen mit und ohne Minarett in ganz Europa intensiviert. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gab und gibt es solche Auseinandersetzungen, die in diesem Sammelband näher betrachtet werden. Neben einem analytischen Teil, in dem einzelne Teilaspekte aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven in den Blick genommen werden, wird in einem deskriptiven Teil, der auf empirischen Forschungen basiert, die historische Entwicklung und gegenwärtige Situation des Moscheebaus in allen drei Ländern nachgezeichnet. Dabei wird deutlich, wie sich die Konflikte je nach Land mitunter stark unterscheiden und dennoch eine gemeinsame europäische Dimension aufweisen. Thomas Schmitt zeigt in seinem Beitrag über Deutschland, dass sich die Konflikte um den Bau von Moscheen vor allem auf lokaler Ebene abspielten. Dabei seien raumbezogene, ethisch‑kulturelle und religionsbezogene Aspekte zusammengekommen, die zur Eskalation geführt hätten. Ernst Fürlinger zeigt für Österreich, dass auch hier zunächst lokale Konflikte entstanden, die sich allerdings über die Jahre verschärften, bis ab 2005 eine nationale Debatte über den Islam einsetzte, die den Moschee‑ und Minerettbau zur Grundlage hatte. Daran schlossen sich ab 2007 Kontroversen über die Errichtung von in ihrer Architektur neutral gehaltenen islamischen Zentren an und in einzelnen Bundesländern wurden gesetzliche Maßnahmen erlassen, mit denen der Bau von Moscheen und Minaretten verhindert werden kann. Gegenwärtig sieht Fürlinger jedoch Anzeichen für eine Deeskalation der österreichischen Debatte. Martin Baumann betrachtet das Thema für die Schweiz und hält fest: „Der Konflikt um den Bau von Minaretten hat die Schweiz innenpolitisch und gesellschaftlich stark beschäftigt. Er hat rechtlich zu einer ausgrenzenden Sonderung der islamischen Religionsgemeinschaft und damit politisch und gesellschaftlich zu einer Diskriminierung in der Schweiz lebender Muslime geführt.“ (91) Im Zentrum seines Beitrags steht die Volksinitiative „Gegen den Bau von Minaretten“, die 2009 von der Bevölkerung angenommen wurde und zum Verbot des Baus von Minaretten führte. Die Initiative ging zurück auf einen Antrag zum Bau einer Moschee mit Minarett des türkischen Kulturvereins in Wangen. Danach kam es zwar noch zu weiteren Konflikten, diese blieben aber meist auf die lokale Ebene beschränkt und erreichten nicht mehr die Intensität und Schärfe wie die Debatte 2009.
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Rubrizierung: 2.12.42.52.232.35 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Reinhold Bernhardt / Ernst Fürlinger (Hrsg.): Öffentliches Ärgernis? Zürich: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39629-oeffentliches-aergernis_47429, veröffentlicht am 28.04.2016. Buch-Nr.: 47429 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken