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Werner Heinz

(Ohn-)mächtige Städte in Zeiten der neoliberalen Globalisierung

Münster: Westfälisches Dampfboot 2015; 194 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-89691-721-8
Städte und Kommunen sind wichtige Akteure, zu deren bedeutsamsten Aufgaben es gehört, eine soziale und kulturelle Infrastruktur wesentlich mitzugestalten und zu gewährleisten – eigentlich! Denn im Zuge von Globalisierung und Standortwettbewerb hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auch die Stadt zum Problemfall entwickelt, was sich in den Medien mit Stichworten wie Überschuldung, Mangel an Wohnraum oder sozialer und ethnischer Polarisierung spiegelt. Städte würden, so stellt der Autor fest, „zunehmend zu Durchgangsstationen für standortunabhängige Unternehmen, ein global agierendes volatiles Kapital und eines gleichfalls hochmobilen Angestellten‑ und Managertypus“ (13). Wie aber kam es zu diesen Entwicklungen und wie können Städte solchen Herausforderungen begegnen? Diesen Fragen widmet sich Werner Heinz und stützt sich dabei auf umfassende empirische Erhebungen und Auswertungen. Er zeigt dabei, dass Städte zwar durchaus nicht einheitlich auf den Prozess neoliberaler Globalisierung und den damit zusammenhängenden erhöhten Wettbewerbsdruck reagiert haben; gleichsam lassen sich gemeinsame Tendenzen erkennen, die der Autor unter dem Begriff der „new urban policy“ zusammenfasst. Diese umfasst insbesondere die Intensivierung außenorientierter Wettbewerbspolitiken zulasten städtischer und kommunaler Initiativen: Während ein immer größerer Anteil städtischer Gelder auf Großprojekte wie den (Aus‑)Bau von Technologieparks, Entwicklungszentren, Flughäfen oder Bahnhöfen verwendet wird, fehlen diese Mittel zunehmend für soziale oder kulturelle Politiken – also eben für jene Aufgaben, die der ansässigen Bevölkerung unmittelbar zugutekommen. Die Folge sind Verdrängungsprozesse und Zweiteilungen von Städten – in hochmoderne und überteuerte Zentren einerseits und sozial schwache und polarisierte städtische Peripherien andererseits. Die Aussichten einer Abkehr von der neoliberal orientierten städtischen Politik schätzt der Autor ganz realistisch recht zurückhaltend ein. Wichtiger Ausgangspunkt wäre jedoch in erster Linie ein „Paradigmenwechsel“ (174) im öffentlichen Diskurs: Städte müssten wieder zu einem veränderten Selbstverständnis zurückkehren und „sich nicht länger als bloße Marktteilnehmer, sondern als steuernde Akteure der kommunalen Entwicklung verstehen“ (176).
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Rubrizierung: 2.325 | 2.34 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Werner Heinz: (Ohn-)mächtige Städte in Zeiten der neoliberalen Globalisierung Münster: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39094-ohn-maechtige-staedte-in-zeiten-der-neoliberalen-globalisierung_47210, veröffentlicht am 19.11.2015. Buch-Nr.: 47210 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken