Skip to main content
Ilya Levin

Olympische Winterspiele in Soči. Staatlich-private Bewältigung eines Mega-Projekts in einem reichen Staat

Berlin: BWV Berliner Wissenschafts-Verlag GmbH 2014 (Schriftenreihe zum Osteuropäischen Recht 20); XI, 242 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8305-3305-4
Rechtswiss. Diss. HU Berlin; Begutachtung: A. Blankenagel, R. Will. – Nach Einschätzungen von Nichtregierungsorganisationen kosteten die Olympischen Winterspiele in Sotschi etwa 50 Milliarden US‑Dollar – mehr als alle vorherigen Olympischen Winterspiele zusammen. Wie schaffte es der russische Staat, ein solches (teures) Mega‑Event zu organisieren und durchzuführen – danach fragt der Autor. Dabei geht es ihn weniger darum, wie politische Akteure, vor allem Präsident Wladimir Putin, das Phänomen Sport machtpolitisch instrumentalisieren, sondern wie der Staat mit Risiken wie Kosten, Nachnutzung und Termindruck umgeht. Der Kontext der Fragestellung sei dabei, erläutert Levin, dass der Staat in den vergangenen drei Jahrzehnten immer stärker an der Organisation und Durchführung Olympischer Spiele beteiligt gewesen sei. Die Olympischen Spiele in Peking 2008 seien ein Beispiel für rein staatliche Spiele. Allerdings gebe es auch ein (einziges) Gegenbeispiel – die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles seien rein privat organisiert und finanziert worden durch Sponsoring, Ticketverkauf, Verkauf von TV‑Rechten und Merchandising. Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi habe der russische Staat vor der Herausforderung gestanden, unter Termindruck sämtliche Sportstätten und Infrastrukturobjekte zu errichten. Ohne private Unternehmer und einer Form von Public‑Private‑Partnership wäre dies nicht möglich gewesen, so der Autor. Deshalb sei der Staat den russischen Unternehmen entgegenkommen. Die Zusammenarbeit zwischen Staat und Privaten bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi beschreibt Levin dann so: „Während der Staat termingerecht moderne Sport‑ und Tourismusinfrastruktur erhält, werden die Privaten von sämtlichen Projektrisiken befreit; sie müssen sich lediglich um ein solides Projektkonzept und eine zügige Realisierung des Vorhabens bemühen. Dafür stehen ihnen nicht nur formelle Instrumente in Gestalt einer begünstigenden rechtlichen Infrastruktur und einer lukrativen de facto staatlichen Finanzierung zur Verfügung, sondern auch politische Unterstützung, ein Mittel, das insbesondere in der Russischen Föderation unbezahlbar ist.“ (226)
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.622.212.222.263 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Ilya Levin: Olympische Winterspiele in Soči. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37109-olympische-winterspiele-in-soči_45457, veröffentlicht am 22.05.2014. Buch-Nr.: 45457 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken