Eine Bürgerin Israels schreibt kritisch über die Rolle ihres Landes im Nahost‑Konflikt, über die traditionell enge Verwobenheit von Politik und Militär und über die viel gelobten Osloer Verträge, die laut Reinhart "nichts als ein peinliches Täuschungsmanöver gegenüber dem palästinensischen Volke und die Errichtung eines raffinierten Apartheid‑Regimes durch die israelische Regierung waren" (204). Reinharts Kritik gewinnt dabei Gewicht aus dem Recht der Staatsbürgerin, den eigenen Staat kritisch zu überprüfen, die eigenen nationalen Mythen aufzuzeigen und die offizielle Rhetorik zu entlarven. Sie zeigt, wo die Wurzeln der gegenwärtigen Krise in Israel und den besetzten Gebieten liegen: in den Zielsetzungen sowohl der "rechten" als auch der "linken" israelischen Regierungen. Sie schreibt: "Zum heutigen Zeitpunkt, Mitte des Jahres 2002, gibt es nach mehr als eineinhalb Jahren des Blutvergießens einige Anzeichen, dass die Politik Sharons und der Militärs sich festgefahren haben könnte. Jetzt endlich regen sich Widerstand und Opposition in der israelischen Bevölkerung. [...] Wie wir sehen werden, wächst derzeit in den Meinungsumfragen in Israel die Zustimmung für [...] die Lösung eines einseitigen Rückzugs Israels [...]. Aber gleichzeitig steht genau dem auch ein ernstes Hindernis entgegen ‑ die von Yossi Beilin angeführten Tauben im israelischen politischen System, die nicht für einen Rückzug, sondern für eine Rückkehr zu Verhandlungen eintreten" (170). Zu diesem Ergebnis gelangt sie aufgrund einer ausführlichen Analyse der israelischen Presse und israelischer Armee‑ sowie Regierungsdokumente. Reinhart ist Professorin für Linguistik und kulturelle Studien an den Universitäten von Tel Aviv und Utrecht. Außerdem verfasst sie regelmäßig Kolumnen für "Yediot Aharonot", Israels größte Tageszeitung, und publiziert im Internet sowie in internationalen Medien. Inhaltsübersicht: 1. Falsche Erwartungen; 2. Die Verhandlungen von Camp David: Mythen und Fakten; 3. Präzedenzfall Syrien; 4. Die Barak‑Version des Sharon‑Programms; 5. Oktober 2000 ‑ "Die zweite Hälfte von 1948"; 6. Das erste Jahr: Israels schleichende ethnische Säuberung; 7. Dezember 2001 ‑ "Stürzt Arafat"; 8. April bis Juni 2002 ‑ Die Rückkehr zur militärischen Besatzung; 9. Die wirklichen Ziele Israels; 10. Der Weg aus der Krise.