
Operationsgebiet Schweiz. Die dunklen Geschäfte der Stasi
Die DDR mag es schon lange nicht mehr geben, wo aber Teile ihres Vermögens abgeblieben sind, ist nach wie vor ungeklärt. Der Journalist Ricardo Tarli verweist in seiner Einleitung auf 135 Millionen Euro, die die Nachfolgebehörde der Treuhandanstalt als Rückzahlung von einer Schweizer Bank verlangt. Die Geschichte, wie dieses Vermögen überhaupt zustande gekommen ist, erzählt er in diesem leicht zu lesenden Sachbuch. Das Geschehen wird immer wieder an konkreten Personen festgemacht, deren Werdegang und mutmaßliche Verstrickungen mit dem Ministerium für Staatssicherheit und vor allem dem Bereich der Kommerziellen Koordinierung geschildert werden. Der Autor konzentriert sich dabei in erster Linie auf das „Operationsgebiet Schweiz“, konkret geht es etwa um dort gegründete Tarnfirmen. Über diese sei es der DDR gelungen, systematisch das Embargo zu durchbrechen, mit dem der Westen den Transfer von Hoch‑ und Militärtechnologie an den Ostblock habe verhindern wollen. Tarli stützt sich auf Bücher und Zeitungsartikel zum Thema, wobei Fußnoten spärlich verteilt und so die Quellen seiner Aussagen nicht immer ersichtlich sind. Wiederholt hat er zudem bei ehemals mutmaßlich beteiligten Akteuren nachgefragt, scheint aber – was nicht verwunderlich ist, aber dennoch sicher den Versuch wert war – immer wieder abgewimmelt worden zu sein. Gerade Banker wollen wohl gar nicht gerne dazu befragt werden. Insgesamt ist die Aufarbeitung des Themas allerdings nicht neu, 2006 hat beispielsweise Peter Veleff über das „Spionageziel Schweiz“ (siehe Buch‑Nr. 29705) geschrieben, jüngeren Datums ist die wissenschaftliche Studie „Der Bereich Kommerzielle Koordinierung“ von Mathias Judt (2013, siehe Buch‑Nr. 43822).