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Sebastian Hügel

Ordnungspolitik im Pluralismus. Stationen auf dem Weg zu einem pluralismustauglichen Gemeinwohldenken in Deutschland

Online-Publikation 2006 (http://opus4.kobv.de/opus4-ku-eichstaett/frontdoor/index/index/docId/10); 383 S.
Diss. Kath. Univ. Eichstätt-Ingolstadt; Gutachter: K. Graf Ballestrem, B. Sutor. – Der politische Pluralismus könne ohne eine adäquate Gemeinwohltheorie nicht auskommen, schreibt Hügel. Sei diese aber allein auf spezifische Gemeinsamkeiten wie Kulturraum oder Ethnie aufgebaut, führe dies „mit der Zeit zu mangelnder Anpassungsfähigkeit des Gemeinwesens“ (2). Hügel geht davon aus, dass die Menschen mit Beginn der Neuzeit (gemeint ist: mit der Aufklärung) das Urvertrauen in eine gemeinsame menschliche Natur verloren hätten. In Abgrenzung zu totalitären oder utopischen Denktraditionen und nahe gelegt durch die Geschichte des freiheitlichen Rechtsstaates und der sozialen Marktwirtschaft sei dieser Vertrauensverlust zu kompensieren, „indem das Eigeninteresse zur Quelle sozialverträglichen Handelns gemacht wird“ (1). Nach einer sozialphilosophischen Betrachtung des Gemeinwohlbegriffs und der allgemeinen Überprüfung seiner Pluralismustauglichkeit vollzieht der Autor Teile der diesbezüglichen Ideengeschichte in der Bundesrepublik nach. Besonders am Herzen liegt ihm dabei die Debatte der christlichen Naturrechtler und Sozialethiker in den Anfangsjahren der Republik, die er schlussendlich in einem weniger konservativen Licht „als gemeinhin angenommen“ (366) erscheinen lassen will. Allerdings kann Hügel mit Postulaten wie dem, dass in einer Gemeinschaft „schroffe Traditionsbrüche [...] zu vermeiden“ (364) sind, die geglückte Verankerung einer Demokratie in Deutschland ideengeschichtlich keinesfalls erklären. Stattdessen schließt der Autor seine Arbeit mit einem Zitat von Papst Johannes Paul II., in dem dieser sehr allgemein und entsprechend schwammig den Menschen als „gemeinsames Gut“ umschreibt.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 | 2.32 | 2.311 | 2.313 | 5.42 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Sebastian Hügel: Ordnungspolitik im Pluralismus. 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26456-ordnungspolitik-im-pluralismus_30835, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30835 Rezension drucken