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Raj Kollmorgen

Ostdeutschland. Beobachtungen einer Übergangs- und Teilgesellschaft

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2005; 324 S.; brosch., 31,90 €; ISBN 3-531-14749-8
Zwischen erfolgreichem Scheitern und gescheitertem Erfolg siedelt Kollmorgen, Junior-Professor für Soziologie und Europastudien in Madgeburg, die Transformation der DDR in einen Bestandteil der Bundesrepublik an. Er widerspricht damit explizit anderen Sozialwissenschaftlern, die die Vereinigung wahlweise als grandiosen Flop oder vollen Erfolg (ver-)urteilen. Pointiert analysiert er, vor welchem biografischen und politischen Hintergrund diese ihre Urteile fällen. Kollmorgen plädiert für eine Reflexion dieser eigenen Bindungen und unternimmt eine Bestandsaufnahme, bei der er sich von präjudizierenden Urteilen fernhält. Die Transformation der DDR hält Kollmorgen trotz ihres Status als Sonderfall dabei durchaus für vergleichbar mit anderen Entwicklungen in Mittelosteuropa. Er stellt fest, dass mit dem Transfer der Basisinstitutionen von West nach Ost ein Pfad begründet worden, aber nicht die gesamte Transformation zu erklären sei. Analysiert werden zum einen allgemein der Austausch der Eliten und die andauernde Unterrepräsentation der Ostdeutschen in Eliten der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zu konstatieren sei im gesamtdeutschen Gemeinwesen eine Missachtung der ostdeutschen Soziokulturen und Lebensgeschichten. Kollmorgen strickt daraus keine Geschichte über eine vermeintliche Kolonialisierung der DDR, sondern zeigt – insbesondere am Beispiel der ausgemusterten DDR-Sozialwissenschaftler –, dass nach der Wende oftmals kein ausreichend qualifiziertes, unbelastetes und nicht vor der Rente stehendes Ost-Personal zur Verfügung stand. Die Mehrheit der Ostdeutschen habe dem Institutionen- und damit einhergehenden Elitentransfer wiederholt mit den Wahlen zugestimmt, „den allermeisten Ostdeutschen war das Leben als Deutscher ‚zweiter Klasse’ lieber als die Alternative eines weiterhin zweitklassigen DDR-Deutschen ‚erster Klasse’“ (240). Und trotz der Missachtungsprobleme, deren Überwindung Kollmorgen als große Herausforderung für Politik und Gesellschaft skizziert, seien wichtige Erwartungen und Wünsche der Ostdeutschen erfüllt worden.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 | 2.325 | 2.315 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Raj Kollmorgen: Ostdeutschland. Wiesbaden: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24541-ostdeutschland_28343, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 28343 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken