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Kerstin Zimmer (Hrsg.)

Osteuropa als Herausforderung. Forschung zwischen Area Studies und Mainstream. Festschrift für Melanie Tatur

Stuttgart: ibidem-Verlag 2012; 175 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-8382-0298-3
Vier Jahre nach der Emeritierung der Frankfurter Politikwissenschaftlerin und Transformationsforscherin Melanie Tatur (vgl. etwa Buch‑Nr. 21585) erscheint eine Festschrift, die politologische und soziologische Zugänge zu den Wandlungsprozessen im östlichen Europa nach 1989 vereint. Ein theoretischer Beitrag und sechs empirisch angelegte Beiträge liefern „eine Bestandsaufnahme der sozialwissenschaftlichen Osteuropa‑Forschung“ (8) und verschiedene Fallbeispiele, die sich weitgehend auf dem Stand des Jahres 2009 bewegen. Raj Kollmorgen (Görlitz) unterteilt die Geschichte der Transformationsforschung in zwei Dekaden. Ab dem Jahr 2000 sei es zu einer Stärkung neuer beziehungsweise zuvor randständiger Ansätze gekommen, die sich vor allem um Kontextualisierung und Vergleich bemühten. Somit wurden „komplexe Modelle einer Verknüpfung regionaler, nationaler, transnationaler und globaler Ebenen und Prozesse entwickelt“ (22). Die entsprechende „Theoriekombinatorik“ (24) habe erste Ansätze einer fachlich und räumlich übergreifenden Theorie zu Gesellschaftstransformationen geboten, die über die postsozialistischen Beispiele hinausgreift. Ivan Greguri? (Augsburg) betrachtet die Wandlungsprozesse des jüngsten EU‑Mitglieds Kroatien und konstatiert ein Verspielen der „viel versprechenden Ausgangsposition“ (55) des Landes. Jenseits der Folgen des Jugoslawienkrieges wird dies – unter Rückgriff auf das Konzept der politischen Konsensebenen des italienischen Politikwissenschaftlers Giovanni Sartori (siehe Buch‑Nr. 3986) – mit einem fehlenden Grund‑ und Elitenkonsens im Hinblick auf Europa erklärt. Erst nach dem Tod Franjo Tu?mans 1999 sei die Demokratie als einzig denkbares staatliches System von allen politischen Akteuren anerkannt worden, was eine Annäherung an die EU ermöglicht habe. Adrian Cybula (Kraków/Katowice) widmet sich der regionalen Ebene und beleuchtet die Entwicklung Oberschlesiens nach 1989 im Sinne eines Modernisierungsnarrativs. Die kulturelle und ethnische Heterogenität der Region wird als möglicher Standortvorteil gedeutet, der jedoch noch nicht intensiv genug genutzt wird.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 1.3 | 2.2 | 3.5 | 2.61 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Kerstin Zimmer (Hrsg.): Osteuropa als Herausforderung. Stuttgart: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35948-osteuropa-als-herausforderung_44086, veröffentlicht am 14.07.2013. Buch-Nr.: 44086 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken