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Dieter Pesendorfer

Paradigmenwechsel in der Umweltpolitik. Von den Anfängen der Umwelt- zu einer Nachhaltigkeitspolitik: Modellfall Österreich?

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007; 262 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-15649-1
In internationalen Ranglisten nimmt Österreich in vielen umweltpolitischen Bereichen eine Vorreiterrolle ein. Dennoch ist das Land – wie alle modernen Industriestaaten – von den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung weit entfernt und die guten Ergebnisse und typischen Instrumente der bisherigen Politik garantieren noch keinen Erfolg für die künftige Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen. Vor diesem Hintergrund zeichnet Pesendorfer die großen Entwicklungslinien der österreichischen Umweltpolitik nach. Sein Ziel ist es, zu einem besseren Verständnis des Politikprozesses und der damit verbundenen Lernprozesse und des Wandels von Politikstilen zu gelangen und hieraus Hinweise für die Weiterentwicklung dieses Politikfeldes zu erhalten. Auf der Grundlage des Paradigmenbegriffs sowie von Theorien zum Policy-Wandel und Policy-Learning fragt der Autor nach „Lerneffekten, Pfadabhängigkeiten und Entwicklungspotenzialen“. Hierfür wird die österreichische Umweltpolitik seit den 70er-Jahren hinsichtlich der „Dimensionen, Diskurse, Institutionen, Akteurskoalitionen, Netzwerke, Paradigmen, Ziele, Instrumente und Strategien“ (17) untersucht. Waren die 70er-Jahre in erster Linie von einer reaktiven und symbolischen Politik geprägt, fand in den 80er-Jahren ein Wandel hin zu einer aktiven und präventiven Umweltpolitik statt. In den 90er-Jahren war der Paradigmenwechsel von der Umwelt- zur Nachhaltigkeitspolitik vorherrschend, was zu neuen Ansätzen und Akteursnetzwerken führte. Der Übergang zum neuen Jahrtausend schließlich war verbunden mit dem Regierungswechsel von der großen zur schwarz-blauen Koalition unter Kanzler Schüssel, wobei sich der zuvor schon entwickelte Trend zum neoliberalen Minimalismus fortsetzte. Und nach dem Regierungswechsel Anfang 2007 sieht Pesendorfer die Umweltpolitik „dorthin zurückgekehrt, wo sie in den 1990er-Jahren schon war: Die Regierungsparteien verfolgen eine kaum ambitionierte Umweltpolitik und die Oppositionsparteien fordern mehr, jedoch keinen Systemwechsel“ (234). Für eine Politik der Nachhaltigkeit sei ein radikalerer Ansatz aber unverzichtbar.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.261 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Dieter Pesendorfer: Paradigmenwechsel in der Umweltpolitik. Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28450-paradigmenwechsel-in-der-umweltpolitik_33515, veröffentlicht am 26.03.2008. Buch-Nr.: 33515 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken