Beschäftigte sich der Autor im ersten Band der Reihe vor allem mit der Entstehung der politischen Ordnung in Athen und dem Denken Platons, so thematisiert der zweite Band die Rezeption der griechischen Antike in der Neuzeit. In neun, zum Teil bereits früher veröffentlichten Studien werden so verschiedene Themen behandelt wie die Entzifferung der mykenischen Schrift Mitte unseres Jahrhunderts oder die Problematik des direkten Zugangs zu Homer, der erst von den "mykenischen Palästen" (14) losgelöst werden müsse, was niemandem überzeugender gelungen sei als Moses I. Finley. Einen weiteren Schwerpunkt setzt Vidal-Naquet mit der Analyse der Antikenrezeption im Frankreich des 18. und 19. Jahrhunderts durch Schriftsteller wie Montesquieu, Rousseau, Chateaubriand und Renan. Das abschließende Kapitel über die "Orientalische Despotie" Karl Wittfogels und den Begriff der "asiatischen Produktionsweise" nimmt eine Sonderstellung ein, auch wenn der Autor betont, daß man nicht so tun könne, "als ob es China nicht gäbe, nicht einmal, wenn wir über Athen sprechen" (17). Inhaltsübersicht: I. Sprache und Geschichte oder das Dilemma der griechischen Ursprünge (1972); II. Die "Illias" ohne Verkleidung (1975); III. Wirtschaft und Gesellschaft im alten Griechenland: das Werk Moses I. Finleys (1965); IV. Der Ort Griechenlands im Imaginären der Männer der Revolution (Vortrag aus dem Jahr 1989); V. Paris - Athen und zurück (1985); VI. Renan und das griechische Wunder (Vortrag aus dem Jahr 1989); VII. Karl Wittfogel und der Begriff der asiatischen Produktionsweise: Vorbemerkung (Orginaltext); VIII. Karl Wittfogel und der Begriff der asiatischen Produktionsweise (1964).