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Werner J. Patzelt (Hrsg.)

Parlamente und ihre Symbolik. Programm und Beispiele institutioneller Analyse

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001; 342 S.; brosch., 25,46 €; ISBN 3-531-13530-9
Wie kann ein Parlament durch die symbolische Darstellung seiner Prinzipien und Geltungsansprüche Akzeptanz und daraus entspringende Stabilität gewinnen? Wie können Parlamente überzeugend und glaubhaft vermitteln, was der Zweck ihres Wirkens und der Wert ihrer Existenz ist und sich auf diese Weise selbst stabilisieren? Der Band entwirft zunächst den theoretischen Rahmen für diese Frage. Anhand der Fallbeispiele der CSSR, der DDR, Frankreichs und Kanadas werden dann vergleichend die symbolischen Funktionen von Parlamenten untersucht. Der Band richtet sich an Politik-, Kommunikations- und Kulturwissenschaftler sowie Soziologen. Die Beiträge resultieren aus dem interdisziplinären Sonderforschungsbereich 537 "Institutionalität und Geschichtlichkeit" an der Technischen Universität Dresden. Patzelt fasst abschließend den Ertrag der bisherigen Forschungen zusammen: Parlamentarische Selbstsymbolisierung bedeutet zunächst, dass die Leitideen eines Parlaments durch die bloße Existenz sowie die Art der Zusammensetzung des Parlaments, die Architektur und Ausschmückung des Parlamentsgebäudes und des Plenarsaales sowie parlamentarische Rituale dargestellt bzw. vermittelt werden. Allgemein lässt sich erkennen, dass die Glaubwürdigkeit parlamentarischer Selbstsymbolisierung abnimmt, je stärker die symbolischen und die instrumentellen Funktionen der Parlamente auseinandertreten. Instrumentell machtlose Parlamente wie das der CSSR oder der DDR oder fehlkonstruierte Parlamente wie der Senat Kanadas können ihre Geltungsansprüche nicht schlüssig und glaubwürdig darstellen. Über die tatsächlichen Wirkungen und den Nutzen parlamentarischer Selbstsymbolisierung ist nach Patzelt bisher noch zu wenig bekannt (339). Der Band überzeugt durch seine sorgfältige theoretische und empirische Fundierung, durch die selbstkritische Reflexion der zentralen Fragestellung und ihre Verknüpfung mit funktionalistischen Überlegungen. So werden die symbolischen Funktionen der untersuchten Parlamente nicht losgelöst, sondern immer im Zusammenhang mit den instrumentellen Funktionen untersucht. Inhalt: Parlamente und ihre Symbolik. Programm und Beispiele institutioneller Analyse: I. Theoretisches Rahmenwerk. Institutionalität, Geschichtlichkeit und Symbolizität von Parlamenten: Werner J. Patzelt: Grundzüge einer "institutionellen Analyse" von Parlamenten (12-38); Werner J. Patzelt: Parlamente und ihre Symbolik. Aufriß eines Forschungsfeldes (39-76); Gerhard Schönrich: Symbolisches Handeln in Institutionen (77-92). II. Fallstudien. Symbolizität und Stabilität von Parlamenten: Maria Fixemer: Die Assemblée nationale - eine "zeitlose Institution"? (94-135); Roland Schirmer: Die Volkskammer und deren Selbstsymbolisierung (136-197); Steffen H. Elsner: Das Petitionswesen als Teil der Symbolvorräte zeitgenössischer Repräsentationsinstitutionen. Der Fall der DDR-Volkskammer (198-216); Joachim Amm: Die "deklamatorischen" institutionellen Leitideen der CSSR-Föderalversammlung und ihre symbolische Repräsentation (217-250); Joachim Amm: Der Senat Kanadas und die symbolische Repräsentation seiner unvereinbaren institutionellen Leitideen (251-292). III. Parlamentarische Selbstsymbolisierung im Vergleich: Gerhard Schönrich: Selbstrepräsentation von Vertretungskörperschaften. Semiotische Aufschaukelung und semiotischer Kurzschluß (294-310); Werner J. Patzelt: Parlamentarische Selbstsymbolisierung. Ein Vergleich von vier Vertretungskörperschaften (311-341).
Sven Christian Singhofen (SCS)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaft (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.21 | 2.314 | 2.61 | 2.64 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Sven Christian Singhofen, Rezension zu: Werner J. Patzelt (Hrsg.): Parlamente und ihre Symbolik. Wiesbaden: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/12751-parlamente-und-ihre-symbolik_15266, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15266 Rezension drucken