Skip to main content
Uwe Jun / Benjamin Höhne (Hrsg.)

Parteienfamilien. Identitätsbestimmend oder nur noch Etikett?

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2012 (Parteien in Theorie und Empirie 2); 331 S.; 36,- €; ISBN 978-3-86649-441-1
Ist eine Partei konservativ oder christdemokratisch? Diese Frage lässt sich nicht immer einfach beantworten, zumal das Konzept der Parteienfamilien, wie Benjamin Höhne erklärt, „als Idealmodell aufgrund der [...] historischen Wandlungen nicht als statische und geschlossene Struktur-, sondern als dynamische und offene Verlaufstypologie zu verstehen“ (18) ist. Angesichts der Schwierigkeiten bei der Zuordnung einer Partei zu einer „Familie“ unterbreiten Johannes Blumenberg und Manuela Kulick einen methodischen Vorschlag: „Zur Zuordnung von Parteien ist [...] zu empfehlen, zunächst ein möglichst umfassendes und in sich stringentes Parteienfamilienschema zu erarbeiten oder auszuwählen. Danach erfolgt die Zuordnung der einzelnen Parteien zu den jeweiligen Zeitpunkten anhand ihrer ideologischen Position, dem Ursprung, der Teilhabe in transnationalen Vereinigungen und anhand des Namens, wobei die ideologische Position von den genannten Kriterien das wichtigste Merkmal ist“ (48). Den einleitenden Artikeln des Sammelbandes, der aus einer gleichnamigen DVPW-Tagung im Jahr 2009 resultiert, folgen zehn Kapitel über die verschiedenen Parteienfamilien, wobei die Autoren zur Zuordnung der Parteien meist auf eine Studie von Peter Mair und Cas Muddle zurückgreifen. Die Schwerpunkte der einzelnen Kapitel fallen recht unterschiedlich aus; so wird manchmal auf die Wähler- und Mitgliederstruktur der Parteien eingegangen, in anderen Fällen nicht. Deshalb ist es für den Leser schwierig, die „Familien“ hinsichtlich einzelner Parameter miteinander zu vergleichen. Hier wäre ein abschließendes Fazit der Herausgeber wünschenswert gewesen. Das ist das einzige Manko des Sammelbandes, der ansonsten detaillierte und lesenswerte Aufsätze enthält. In diesen werden auch bisher kaum berücksichtigte Aspekte angesprochen, etwa die „Black Box“ (213) einer organisationssoziologischen Analyse der Europarteien, und Prognosen abgegeben: „Euroskeptizismus kann dann zu einem Mobilisierungsthema werden, wenn die EU, oder besser ein Mitgliedsland von ihr, in finanzielle Nöte gerät und nach europäischer Solidarität gefragt wird“ (322).
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 | 2.331 | 3.4 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Uwe Jun / Benjamin Höhne (Hrsg.): Parteienfamilien. Opladen u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34340-parteienfamilien_41218, veröffentlicht am 30.08.2012. Buch-Nr.: 41218 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken