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Enno Harks / Friedemann Müller (Hrsg.)

Petrostaaten. Außenpolitik im Zeichen von Öl

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2007 (Internationale Politik und Sicherheit 60); 276 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8329-2836-0
Der Sammelband ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes der SWP aus den Jahren 2004 bis 2007, in dem die durch Ressourcenreichtum ausgelösten Verzerrungen im internationalen System untersucht wurden. Anhand von elf Fallstudien, dabei handelt es sich um eine Auswahl wichtiger Ölexporteure aus Lateinamerika, Afrika, dem Mittleren Osten und Eurasien, werden die Bestimmungsfaktoren der Außenpolitiken der großen Ressourcenstaaten analysiert und in Bezug zu den Außenpolitiken der Verbraucherstaaten des Westens gebracht. Untersucht wird, inwieweit der Ressourcenreichtum staatliche Charakteristika, das außenpolitische Verhalten der Petrostaaten, aber auch das Verhalten der Verbraucherländer ihnen gegenüber determiniert. Dabei wird z. B. angenommen, „dass Ressourcenstaaten ihre Macht in einem Verkäufermarkt dazu nutzen, multilaterale Spielregeln außer Kraft zu setzen, und ihre Interessen vorwiegend bilateral durchzusetzen“ (13). Der Vorteil der Ressourcenausstattung werde oft durch andere außenpolitische Zwänge überlagert, die beispielsweise eine außenpolitische Autonomie in der Regel verhindern. Überdies beschränkten sich die Wirkungen oft auf außenpolitische Bereiche, die in einem direkten Zusammenhang mit Ressourcenfragen stehen. Gleichzeitig würden Ressourcenstaaten aber kaum internationale Verantwortung übernehmen und einen gewissen „Autismus“ (15) aufweisen. Auch die Annahme, dass Verbraucherländer mit Rücksicht auf ihre Ressourcenabhängigkeit gegenüber Ressourcenstaaten, etwa bei der Einhaltung menschenrechtlicher Standards, zu nachgiebig sind, lässt sich im Einzelfall nachweisen, aber nicht verallgemeinern. Gerade hier liegt ein nicht zu unterschätzendes Steuerungspotenzial gegenüber den oft unkontrollierbar erscheinenden Ressourcenstaaten, welches in Zukunft besser ausgenutzt und gestaltet werden muss. Im Zusammenhang mit der Klimadiskussion und Fragen der Energieversorgungssicherheit bedarf es, dies zeigt die Studie deutlich, eines mittel- bis langfristig „abgestimmten Handlungsansatzes zur Gestaltung der internationalen Energiebeziehungen“ (268).
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 4.22 | 2.61 | 2.62 | 2.63 | 2.65 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Enno Harks / Friedemann Müller (Hrsg.): Petrostaaten. Baden-Baden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28076-petrostaaten_33008, veröffentlicht am 02.04.2008. Buch-Nr.: 33008 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken