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Florian Spohr

Pfadwechsel in der Arbeitsmarktpolitik. Eine Analyse aktivierender Reformen in Großbritannien, Deutschland und Schweden anhand des Multiple Streams Ansatzes

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Policy Analyse 5); 307 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8487-2285-3
Diss. Bochum; Begutachtung: R. Eising, R. G. Heinze. – Ein mittlerweile häufiger gewähltes Untersuchungsthema der Politikfeldanalyse ist der Wandel von Policies. Zur Analyse bieten sich mehrere verschiedene Theorien an, die US‑amerikanische Politikwissenschaft greift mit dem Multiple‑Streams‑Ansatz jüngst vermehrt auf situative Konstellationen beziehungsweise den Zufall als Erklärung für politischen Wandel zurück und stellt rationale Begründungen infrage. Florian Spohr nutzt dieses Konzept der multiplen Ströme, um die Politikwechsel in den nationalen Arbeitsmarktpolitiken Großbritanniens, Deutschlands und Schwedens in den 2000er‑Jahren zu analysieren. In diesen Staaten kam es demzufolge zu einer aktivierenden Arbeitsmarktpolitik, die mit vorherigen Konzepten gebrochen hat. Spohr erkennt aus diesen Fallbeispielen heraus drei Bedingungen, die im Ergebnis ein Abweichen von den bisherigen pfadabhängigen Policies ermöglichen: Ein Akteur muss als „politischer Unternehmer“ den optimalen Zeitpunkt finden, um drei voneinander unabhängige und sich im Wandel befindliche Politikströme (Problem, Policy, Politics) zu verbinden – und kann dadurch einen Wechsel in Politikfeldern herbeiführen. Aus Sicht der Politikfeldanalyse zeigt sich, dass ein Vorteil des Multiple‑Streams‑Ansatzes darin besteht, ihn mit anderen Theorien verknüpfen zu können. Spohr ergänzt hierbei passend den historischen Institutionalismus, der insbesondere Pfadabhängigkeiten betont. So kann überzeugend gezeigt werden, dass auch in der Arbeitsmarktpolitik Problem und Lösung nicht zwingend gekoppelt sind. Bei der Literaturauswahl scheinen jedoch zur deutschen Arbeitsmarktpolitik – in der Untersuchung im Wesentlichen die Agenda 2010 – offenbar einige politikwissenschaftliche Schriften zur Genese der Reform nicht berücksichtigt worden zu sein. Generell stellt sich die Frage, ob zum Nachzeichnen von Reformprozessen Hintergrundgespräche mit Beteiligten nicht unverzichtbar sind, um tatsächliche Abläufe und Motive offenlegen zu können. Für diese Arbeit wurde leider nur mit Blick auf das deutsche Fallbeispiel mit lediglich drei Interviewpartnern gesprochen.
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Rubrizierung: 2.2622.612.342 Empfohlene Zitierweise: Robin Rüsenberg, Rezension zu: Florian Spohr: Pfadwechsel in der Arbeitsmarktpolitik. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39320-pfadwechsel-in-der-arbeitsmarktpolitik_47801, veröffentlicht am 28.01.2016. Buch-Nr.: 47801 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken