Philosophie der freien Gesellschaft. Ein Karl-Popper-Brevier
Bei diesem Brevier handelt es sich um kürzere Auszüge und Bonmots aus Karl Poppers politischen Schriften, namentlich aus „Open Society“, „Das Elend des Historizismus“ sowie seinen späten autobiografischen Werken. Aus diesem Grund geht Hardy Boullion in seiner kurzen Einführung auch schnell von Poppers Wissenschafts‑ und Erkenntnistheorie zur Gesellschaftstheorie über, die ihn als Liberalen im totalitären Zeitalter auszeichne. Erwartungsgemäß schildert der Herausgeber seinen Helden mit sehr viel Sympathie, auch wenn er einräumen muss, dass Popper durchaus auf Schattenseiten kapitalistischer Wirtschaftsordnung hinwies, ja sogar für staatliche Interventionen eintrat. Das ist für den Herausgeber nun unverständlich: Wer sich der Sache der Freiheit verschreibt, muss den Markt bei aller Sorge um den ökonomisch Schwächeren hochschätzen. Aber Popper setzt eben nicht allein auf den Wert der Freiheit, sondern auch auf den der Humanität und Gleichheit. Anders als die Einleitung enthält das Bändchen einige Zitate zu Religion, Erkenntnis und diverse Feindbewegungen (sogenannte Ismen). Ob das für die Leserinnen und Leser, die sich die Lektüre von „Logik der Forschung“ ersparen wollen und daher wohl auch kaum jene Ismen unmittelbar kennen, erkenntnisreich ist, darf dahingestellt sein. Aber wer sich also nicht auf die Lektüre der „Open Society“ einlassen oder diese erst einmal kennenlernen will, der möge zu dieser Komposition greifen. Ein Werküberblick indes kann sie nicht sein.