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Adam Galamaga

Philosophie der Menschenrechte von Martha C. Nussbaum. Eine Einführung in den Capabilities Approach

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag: Philosophie 22); 127 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-8288-3372-2
Ein Grundproblem der Menschenrechte ist die Begründung ihrer universalen Geltung. Eine theologische Herleitung ist angesichts sowohl unterschiedlicher Religionen als auch der geschwundenen Akzeptanz des Gottesgedankens nicht mehr überzeugend, und auch politische Begründungen leiden unter der Partikularität politischer Ordnungen. Der Ansatz, bei dem von den anthropologischen Fähigkeiten und ihrer sozialdemokratischen Relevanz ausgegangen wird, wie er von Martha Nussbaum und Amartya Sen vorgelegt worden ist, kann – so die Position dieser philosophischen Analyse – eine solche Begründung liefern. Deren Auflistung grundlegender Fähigkeiten aller Menschen erhebe universalen Anspruch, sei aber zugleich offen und unabgeschlossen, sodass diese Fähigkeiten sowohl ergänzt als auch unterschiedlich konkretisiert und implementiert werden könnten. Zudem sei ihre Rede von den menschlichen Befähigungen einerseits normativ, weil sie für alle Menschen gelten (und daher als Begründung für Menschrechte taugen) sollen, andererseits aber empirisch verankert, indem nicht von einer entfalteten Anthropologie, sondern von der wechselseitigen Anerkennung als Mensch ausgegangen werde. Nussbaum habe somit eine „starke vage Theorie des Guten“ (45), eine Verbindung des starken Universalismus und der vagen Offenheit, vorgelegt. Auch habe Nussbaum eine Liste mit zehn Wesensmerkmalen präsentiert, die manche Überschneidungen mit den individuellen und den politischen Menschenrechten aufwiesen. Entscheidender ist aber für Adam Galamaga, dass deren Implementierung durch den Staat darauf abzielt, Handlungsräume zu eröffnen, die von Menschen dann unterschiedlich gefüllt werden können. Denn wesentlich für den Menschen seien, Nussbaum folgend, eben nicht seine (allzu materiell gedachten) Grundbedürfnisse, sondern die Möglichkeiten, zu handeln, zu denken und politisch mitzuwirken. Sehr wohlwollend und klar gegliedert bietet dieses Buch einen guten Einstieg in das Denken Martha Nussbaums.
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Rubrizierung: 5.46 | 5.44 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Volker Stümke, Rezension zu: Adam Galamaga: Philosophie der Menschenrechte von Martha C. Nussbaum. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39003-philosophie-der-menschenrechte-von-martha-c-nussbaum_47457, veröffentlicht am 22.10.2015. Buch-Nr.: 47457 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken