Skip to main content
Ulla Bock

Pionierarbeit. Die ersten Professorinnen für Frauen- und Geschlechterforschung an deutschsprachigen Hochschulen 1984-2014

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2015 (Politik der Geschlechterverhältnisse 55); 325 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-593-50301-1
Frauen‑ und Geschlechterforschung, seit Anfang der 1980er‑Jahre an deutschen Hochschulen und Universitäten als eigenständiger Forschungsbereich schrittweise etabliert, sei heute, so Ulla Bock, „aus den Hochschulen nicht mehr wegzudenken“ (9). Dies ist Grund genug für sie, eine Bilanz zu ziehen, eine Bilanz, die mit der Frage beginnt, was überhaupt „Genderprofessuren“ (18) auszeichnet. Insgesamt zeigt sich hierzu – zieht man, wie Bock, die Denominationen der Professuren heran – ein uneinheitlicher Befund. Es liegen sowohl explizite Denominationen, wie etwa „Soziologie der Geschlechterverhältnisse“, als auch Teildenominationen vor. Bock berücksichtigt beide, weswegen insgesamt 65 (an anderer Stelle: 64) Professuren die Grundgesamtheit dieser Studie bilden. Auf Basis leitfadengestützter Interviews konnte Bock letztlich 38 von 65 Genderprofessorinnen im Zeitraum zwischen Februar 2012 und September 2013 befragen. Die erhobenen Themen decken berufsbiografische Fragen, inklusive jener, ob sich die befragte Person erneut auf eine solche Stelle bewerben würde, ebenso ab wie solche nach dem mit der Stelle verbundenen gesellschaftlichen Engagement. Insgesamt kommt Bock so zu dem Schluss, dass die Professuren inneruniversitär, aber auch darüber hinaus in den vergangenen Jahrzehnten einen wesentlichen Beitrag zur Verankerung der Thematik beziehungsweise zur Sensibilisierung für Ursachen und Folgen geschlechterbedingter Diskriminierung geleistet haben. Auch wenn damit ein heute vergleichsweise höherer Stand an gesellschaftlicher Emanzipation erreicht sei, so verbiete sich die Abschaffung der Professuren nicht zuletzt wegen des damit einhergehenden Organisationswissens. Dieser Teil des Resümees ist wenig überraschend – überraschend ist vielmehr, dass eine Befragte da dezidiert anderer Meinung war. Auf die Frage, ob Professuren gestrichen werden könnten oder aber die bestehenden erhalten und neue geschaffen werden sollten, antwortete sie: „Nee! Bloß nicht noch mehr. Ich finde, es reicht vollkommen.“ (251) Ihren Namen wollte sie nicht genannt wissen, was durchaus auch ein Indikator für die im Feld herrschenden Machtverhältnisse sein kann. Komplettiert wird der Band durch detailliert recherchierte Chronologien und Arbeitsschwerpunkte der eingerichteten Professuren sowie durch jeweils kurze Abstecher nach Österreich und in die Schweiz.
{LEM}
Rubrizierung: 2.36 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Ulla Bock: Pionierarbeit. Frankfurt a. M./New York: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40132-pionierarbeit_47575, veröffentlicht am 20.10.2016. Buch-Nr.: 47575 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken