Klaus Schubert, Professor für Deutsche Politik und Politikfeldanalyse an der Westfälischen Wilhelms‑Universität Münster, hat in Lehre wie Forschung immer den Praxisbezug von Politikwissenschaft unterstrichen. Ablesbar ist das zum einen an den Arbeitsfeldern – Sozialpolitikforschung, Interessenvermittlung, Policy Analyse –, über die Schubert umfangreich publiziert hat, zum anderen an seiner theoretischen Orientierung am (US‑amerikanischen) Pragmatismus. Gegenüber dem Szientismus haben Philosophen wie James, Dewey und Peirce die Idee einer kooperativen Wahrheitssuche zur Bewältigung realer Handlungsprobleme und damit die praktische Relevanz einer Pluralität von Perspektiven verfochten. Das sich daraus ergebende Postulat einer anwendungsbezogenen Gegenstandsnähe der Politikwissenschaft aufgreifend nahmen Kolleginnen und Kollegen Schuberts dessen 60. Geburtstag zum Anlass, sein akademisches Wirken zu würdigen. Wenn sich Politikwissenschaft also pragmatistisch verstanden ernsthaft auf Praxisbezug einlassen will, dann sollte Pluralismus für sie zu einer meta‑theoretischen Prämisse werden. Das Faktum der Pluralität betrifft dabei gleichermaßen die Wissens‑ wie die Gegenstandsebene. Die Beiträge des Bandes greifen dieses gewiss weite Thema zunächst mit Blick auf disziplininterne theoretische bzw. methodische Perspektiven auf. Mit der Pluralität politischer Institutionen und Strukturen unterschiedlicher Teilsysteme befasst sich der zweite Teil und mit konkreten Entscheidungsprozessen bzw. Strategien der dritte. Nicht alle, aber doch etliche Aufsätze sind für eine pluralistisch ausgerichtete Policy‑Analyse von Relevanz. Das gilt vor allem für die Dekonstruktion des Konzepts rationaler politischer Entscheidung – mit der Friedbert W. Rüb den Band eröffnet – und die Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie die Policy‑Forschung die zeitliche Dimension von Entscheidungen konzeptualisiert (Blank/Blum/Dehling).