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Pablo Iglesias Turrión

Podemos! Wind des Wandels aus Spanien. Aus dem Spanischen von Raul Zelik

Zürich: Rotpunktverlag 2015; 189 S.; brosch., 18,90 €; ISBN 978-3-85869-666-3
Nach den Wahlerfolgen der griechischen linken Partei Syriza richten sich die Augen vieler politischer Beobachter_innen nun nach Spanien, wo sich mit der Partei Podemos eine weitere neue, kritische Partei am linken Rand des politischen Spektrums anschickt, eine Alternative zum Kurs der Austerität zu stellen. Angeführt wird diese Partei von dem Madrider Politikwissenschaftler Pablo Iglesias Turri Ón, der in diesem Buch die gedanklichen und praktischen Grundüberzeugungen seiner Partei schildert. In einem ersten Überblick beschreibt er die Probleme der aktuellen Politik, allen voran die ungleiche Verteilung der Lasten der Krise, die die bestehenden Einkommens‑ und Vermögensunterschiede noch verstärken. Gleichzeitig zeigt er in Anlehnung an Machiavelli, dass der Kern des Politischen immer in der Kunst und Technik der Macht liegt, und dass im Zweifel Verhältnisse von Macht entscheidender sind als geltendes Recht. Mit Verweis auf Gramsci betont er zudem die besondere Stellung der Hegemonie, die es ermöglicht, Macht gänzlich ohne Gewalt aufrechtzuerhalten. Dass gerade dies in Spanien den beiden großen Parteien „Partido Popular“ (PP) und „Partido Socialista Obrero Español“ (PSOE) gelingt und dass die traditionelle Linke bis jetzt nicht vermochte, diese Hegemonie herauszufordern, da sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, sind zwei Hauptdiagnosen dieses ersten beschreibenden Teils. Ein sehr ausführlicher Geschichtsteil zeigt dann die Traditionen von Korruption, der Verquickung politischer und wirtschaftlicher Eliten sowie der Fehlschläge der Linken auf, vom Königreich des späten 19. Jahrhunderts, über die – in den Augen des Autors unvollständige – Transici Ón nach Francos Tod bis in die Jetztzeit. An dieses Kernstück des Buches schließen sich Diagnosen zu den Ungerechtigkeiten der Krise und eine komplette Abrechnung mit der aktuellen spanischen Elite an. In all diesen Teilen bleibt das Buch jedoch eher beschreibend und analysierend und hat kaum den Charakter einer Programmschrift. Über die tatsächlichen Ziele der Partei erfährt man wenig, grob formulierte Forderungen werden in einem Absatz des Nachworts umrissen. Dennoch ruft Iglesias Turri Ón den Leser_innen ins Bewusstsein, dass die Möglichkeit der Bevölkerung, über die materiellen Grundlagen eines menschenwürdigen Lebens zu verfügen, erst erkämpft werden muss und dass es seinerzeit „systemfeindliche Bewegungen“ (48) wie die Arbeiterbewegung waren, denen wir heute gesellschaftliche Errungenschaften wie das allgemeine Wahlrecht, Sozialversicherungen und weiteres zu verdanken haben.
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Rubrizierung: 2.612.22 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Pablo Iglesias Turrión: Podemos! Zürich: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39034-podemos_47698, veröffentlicht am 29.10.2015. Buch-Nr.: 47698 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken