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Robert Zurek (Hrsg.)

Polen – Mein Weg zur Freiheit. Wie Polen die DDR-Bürgerrechtler inspirierte – 13 Gespräche

Osnabrück: fibre 2015; 272, 32 S.; 24,- €; ISBN 978-3-944870-41-0
Während sich in der Volksrepublik Polen bereits Anfang der 1980er‑Jahre eine breite Oppositionsbewegung herausbildete, sei diejenige in der Deutschen Demokratischen Republik bis 1989 auf vereinzelte, kleine Gruppen beschränkt gewesen und habe die breite Masse der Gesellschaft mit ihren Forderungen nicht erreicht. Aufgrund dieser Umstände, schreibt Robert Ż, sei bei einigen DDR‑Oppositionellen das Interesse an Polen und der polnischen Opposition geweckt worden. Durch den Blick auf Polen hätten viele Mut, Hoffnung und praktische Erkenntnisse gewonnen. Zurek hat insgesamt 13 Gespräche mit ehemaligen DDR‑Oppositionellen geführt, „für die Polen von zentraler Bedeutung war und die deshalb zu Verbindungsleuten, einer Art Transmissionsriemen wurden, über den die polnischen Erfahrungen in die DDR transferiert werden konnten“ (11). Dabei habe es sich keineswegs nur um Personen gehandelt, die eine führende Rolle in der Oppositionsbewegung spielten. Zurek präsentiert bewusst kein Buch, das wissenschaftlichen Ansprüchen genügen soll und er erhebt auch keinen Anspruch auf Repräsentativität der befragten Personen. „Es ist vielmehr eine Hommage, ein Zeugnis vom Leben und Wirken mutiger Menschen und von der Wichtigkeit der deutsch‑polnischen Beziehungen.“ (12) Einer von ihnen ist zum Beispiel Eckart Hübener, der in den 1970er‑Jahren zum Personenkreis der sich formierenden Friedens‑ und Umweltbewegung der DDR gehört habe. Er sei 1981 nach Polen gereist und auf der Rückreise verhaftet worden, weil er Materialien der polnischen Solidarność‑Bewegung bei sich hatte. Ihm sei es darum gegangen, von der polnischen Oppositionsbewegung zu lernen: einerseits die gesellschaftlichen Veränderungen zu verstehen und andererseits etwas abzuschauen und Informationen zu sammeln. Auch der ebenfalls in der Friedens‑ und Bürgerrechtsbewegung engagierte Wolfgang Templin habe im Sommer 1980 Polen besucht, dort viel über die aufkeimende Solidarność‑Bewegung erfahren, woraufhin er sein politisches Wirken in der DDR am polnischen Vorbild orientierte, wie er im Interview berichtet. Roland Jahn, seit 2011 Bundesbeauftragter für die Unterlagen der Staatssicherheit und in der DDR Mitbegründer einer oppositionellen Friedensgemeinschaft in Jena, die mit Demonstrationen und anderen politischen Aktivitäten für Aufsehen sorgte, sei von der polnischen Situation beeindruckt gewesen. Das Aufkommen der Solidarność habe ihn inspiriert: „Das machte mir Mut, das gab mir Kraft, denn von so etwas hatte ich immer geträumt. Das Menschen nicht warten, bis sie die Freiheit geschenkt bekommen, sondern dass sie sich selbst ein Stück Freiheit nehmen.“ (63)
{JBU}
Rubrizierung: 2.3142.612.25 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Robert Zurek (Hrsg.): Polen – Mein Weg zur Freiheit. Osnabrück: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39987-polen--mein-weg-zur-freiheit_48255, veröffentlicht am 11.08.2016. Buch-Nr.: 48255 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken