
Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte. Die Frauenorganisationen in den deutschen Parteien
Diss. Rostock; Gutachter: N. Werz, Y. Bizeul. – In ihrer Arbeit zur Parteienforschung beschäftigt sich Kiefert zwar mit keinem unbekannten, gleichwohl aber nicht systematisch erforschten Themenfeld, nämlich mit Frauenorganisationen in Parteien. Dafür führt sie neben der Analyse von Parteiprogrammen auch Interviews mit Zeitzeuginnen der jeweiligen Organisationen durch. Zunächst ist bemerkenswert, dass über die Parteigrenzen hinweg alle untersuchten Frauenorganisationen (von der Frauen Union bis zur Linken Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft) scheinbar das gleiche Ziel verfolgen, nämlich „die Chancengleichheit von Frauen in den Parteien und in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens so weit zu verbessern, dass die Frauenorganisation […] ihre momentan dringendsten Aufgaben in Zukunft als überholt […] bezeichnen können“ (21). Nach Analyse der Entstehung, der Aufgaben und des Selbstverständnisses der einzelnen Frauenorganisationen, ihren Ressourcen und innerparteilichen Rechten kommt Kiefert zu dem – nicht ganz unerwarteten – Schluss, dass deren Einflussmöglichkeiten unabhängig von der jeweiligen Partei deutlich begrenzt sind. Allerdings sind es zumeist die Frauen selbst, die gegen Änderungen (und damit mögliche Verbesserungen) in der Struktur oder dem Profil der Frauenorganisationen erfolgreich Widerstand leisten, sodass diese in den Parteien am Ende nur der „Feigenblattfunktion“ (330) dienen, die man zwar nicht wirklich loswerden kann, deren bloße Existenz aber immerhin zum parteiinternen Geschlechterfrieden beiträgt. Die überwiegend deskriptive Arbeit, in der Kiefert einen etwas sprunghaften und wenig wissenschaftlichen Schreibstil pflegt, überzeugt in der Gesamtheit durch ihre Detaildichte und erfreuliche Lückenlosigkeit in Hinblick auf die Integration der DDR-geschichtlichen Hintergründe der Parteifrauenarbeit. Die Ergebnisse können zudem als Ausgangpunkt für weitere Forschungen (so etwa mit Blick auf die Frage nach dem – negativen? – Einfluss der organisierten Parteifrauenarbeit auf die Karriere von Parteifrauen) gesehen werden.