Skip to main content
Michael Kruse

Politik und deutsch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen von 1945 bis 1989

Berlin: Verlag Dr. Köster 2005 (Schriftenreihe Wirtschaftswissenschaften 23); 321 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89574-556-0
Diss. Rostock; Gutachter: W. Müller. – „Die deutsch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen waren die längsten, intensivsten, lange sogar die einzigen Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten“ (287), schreibt Kruse. Der innerdeutsche Handel sei der einzige Bereich gewesen, in dem sich die Teilstaaten vor 1969 de facto anerkannten. Gleichzeitig habe dieser im Vergleich mit anderen Außenwirtschaftsbeziehungen eine Sonderstellung eingenommen: Der DDR sei es zwar nur um wirtschaftliche Vorteile gegangen; die Bundesrepublik aber habe nach politischen Anknüpfungsmöglichkeiten gesucht. Man habe nicht nur den freien Zugang nach Berlin sichern, sondern auch möglichst viele Bindungen aufrechterhalten wollen. Dass dies nicht einfach gewesen sei, habe die Berlin-Blockade 1948 gezeigt, so Kruse. Zwar habe der Osten die Zufahrtswege vor allem deshalb wieder freigegeben, um das Ende des vom Westen verhängten Handelsboykotts zu erreichen. Dennoch habe die Bundesregierung kein Junktim zwischen innerdeutschem Handel und freiem Berlinverkehr erreichen können. Die DDR habe sich nicht so einfach erpressen lassen. Nach 1960 habe sich unter dem Eindruck des westdeutschen Wirtschaftsaufschwungs deshalb ein radikaler Paradigmenwechsel vollzogen: „Wirtschaftliche Bestechung löste wirtschaftliche Erpressung ab“ (282). In der Folge seien die Handelsbeziehungen häufig zum Vorreiter späterer politischer Entwicklungen geworden. Während aber die sozialliberale Bundesregierung sich auf Vereinbarungen habe beschränken müssen, deren Aufpreis auf den Handel nicht zu hoch ausfielen, hätten sich die politischen Gewichte Anfang der achtziger Jahre dramatisch verschoben. Das Ergebnis sei ein zwiespältiges gewesen, „die Transferzahlungen und die finanzielle Regenschirmfunktion der Bundesrepublik verhinderten Wirtschaftsreformen in der DDR“ (294). Aber frei nach dem Motto „Ende gut, alles gut“ meint Kruse, dass die falsche Politik doch zu einem richtigen Ergebnis geführt habe.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.313 | 2.314 | 4.21 | 4.2 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Michael Kruse: Politik und deutsch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen von 1945 bis 1989 Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24981-politik-und-deutsch-deutsche-wirtschaftsbeziehungen-von-1945-bis-1989_28884, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28884 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken