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Hendrik Meyer / Klaus Schubert (Hrsg.)

Politik und Islam

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 313 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-531-17891-2
In diesem Sammelband geht es um das Verhältnis von Politik und Islam in Deutschland. Reinhard Busch und Gabriel Goltz gehen in ihrem Beitrag auf die Deutsche Islamkonferenz ein. Diese wird als ein „gesamtgesellschaftlicher Kommunikationsmechanismus“ (44) beschrieben, an dem Vertreter des Staates gemeinsam mit Muslimen Probleme des muslimischen Lebens in Deutschland diskutieren. Die Konferenz habe das Signal gegeben, dass die Muslime als gleichberechtigte Bürger behandelt werden sollten. Die Muslime in Deutschland sollten aber auch einen Beitrag zu ihrer Integration leisten. Die Ergebnisse der Islamkonferenz seien nicht verbindlich – es sei daher fraglich, inwieweit die Beteiligten die Empfehlungen berücksichtigten. Man könne aber dennoch faktisch auf die Islamkonferenz nicht verzichten, so die Meinung der Autoren. Kerstin Rosenow und Matthias Kortmann untersuchen das Selbstverständnis und die Strategien von fünf großen muslimischen Verbänden in Deutschland. Die deutsche Politik habe sich in den vergangenen Jahren verstärkt mit dem organisierten Islam und mit den Verbänden auseinandersetzt. Die Verbände ihrerseits betrachteten die Deutsche Islamkonferenz als „Symbolpolitik“ (78). Levent Tezcan kommt zu dem Schluss, dass sich die Integration der Muslime mehr auf Fragen der „Bevölkerungspolitik“ (130) konzentriert, was er für eine Folge der Islamkonferenz hält. Von den Muslimen werde nun verlangt, öffentlich Rechenschaft abzulegen. Das Problem der „Islampolitik“ im Sinne der Islamkonferenz bestehe also darin, dass vor allem gefragt werde, wie die Muslime in ein „Regime von Verpflichtungen“ (131) eingebunden werden könnten. Heiner Bielefeldt fordert ein „Fairnessgebot“ (141), wenn es um die Analyse der Probleme in der Einwanderungsgesellschaft geht. Es sei ungerecht, Muslime kollektiv für Autoritarismus und Barbarei in „symbolische Geiselhaft“ zu nehmen. Durch einen „nüchternen Realismus, bei dem alle Probleme auf den Tisch kommen“ (142), ließe sich das Misstrauen gegenüber Muslimen überwinden. Der Band, Resultat einer im Februar 2010 in Münster durchgeführten Konferenz, liefert Einblicke, die zum Nachdenken anregen.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Hendrik Meyer / Klaus Schubert (Hrsg.): Politik und Islam Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34019-politik-und-islam_40774, veröffentlicht am 14.07.2011. Buch-Nr.: 40774 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken