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Jochen Töpfer

Politische Eliten in Slowenien und Makedonien. Rationale oder symbolische Politik?

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2012; 359 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-18359-6
Politikwiss. Diss. FU Berlin; Begutachtung: N. Genov, F. Walk. – Seit 1989 setzten sich in den Gesellschaften Osteuropas die „Leitideen der westlichen Sphäre des Kontinents“ (15) durch, die entscheidenden Einfluss auf die Transformationen ihrer politischen Institutionen und Gesellschaften hatten. Anknüpfend an Dieter Nohlen, der die Transformation als Systemwechsel von oben beschreibt, fragt Töpfer in seiner interdisziplinären, die Ergebnisse soziologischer, wirtschafts- und politikwissenschaftlicher Transformationsforschung aufnehmenden Studie nach dem konkreten Einfluss der Eliten zweier kleiner und in dieser Hinsicht auch bisher kaum näher untersuchten Länder in Südosteuropa. Entsprechend geht der Autor davon aus, dass gesellschaftliche Entwicklung positiv mit der Integrität der Eliten korreliert. Slowenien ist seit 2004 Mitglied der Europäischen Union, Makedonien hingegen nicht – auch liegt das Land in der wirtschaftlichen Entwicklung und im Lebensstandard seiner Bevölkerung weit hinter Slowenien zurück. Eliten seien zentral für Erfolg und Misserfolg von Institutionen, so Töpfer, und damit sei nicht die bloße Existenz demokratischer Einrichtungen, sondern „der im gesellschaftlichen Sinne rationale Gestaltungswille der innerhalb dieser Institutionen handelnden Akteure“ (21) ausschlaggebend. In Makedonien sieht der Autor zwar die nötigen Institutionen, grenzt jedoch von der rationalen Politik der Eliten in Slowenien die symbolischen Handlungsmuster der makedonischen Eliten ab. Diese knüpften an die sozialistischen Zeiten an und blockierten bis heute die Umsetzung von Reformen. So sei beispielsweise der Beitritt zur NATO ein Dauerthema aller makedonischen Parteien, während die innenpolitische Lage, vor allem die Arbeitslosigkeit, an den Rand gedrängt werde. Ein Merkmal symbolischen Handelns sei auch die Vorgabe der Alternativlosigkeit von Entscheidungen, so werde in der ersten Sitzung des makedonischen Parlaments der Wahlverlierer traditionell boykottiert oder auf der albanischen Seite des Parteienspektrums zur Not auch mit der Rückkehr zur Gewalt gedroht. Als Basis seiner Untersuchung dienen Töpfer in den Jahren 2007 bis 2009 in Slowenien und Makedonien durchgeführte Experteninterviews.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.2 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Jochen Töpfer: Politische Eliten in Slowenien und Makedonien. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34688-politische-eliten-in-slowenien-und-makedonien_41693, veröffentlicht am 03.05.2012. Buch-Nr.: 41693 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken