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Franziska Oehmer (Hrsg.)

Politische Interessenvermittlung und Medien. Funktionen, Formen und Folgen medialer Kommunikation von Parteien, Verbänden und sozialen Bewegungen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Politische Kommunikation und demokratische Öffentlichkeit 8); 443 S.; brosch., 79,- €; ISBN 978-3-8487-0187-2
Die Publikation, die auf eine Medienfachtagung an der Universität Zürich im Februar 2012 zurückgeht, verbindet interdisziplinär kommunikations‑ und politikwissenschaftliche sowie soziologische Analysen, wobei empirische Erkenntnisse aus mehreren Ländern (zum Beispiel aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und den USA) bezogen werden. Die knapp zwanzig Beiträge gruppieren sich in vier Abschnitten, in denen nacheinander die politische Interessenvermittlung der Medien, Parteien, Verbände sowie sozialen Bewegungen untersucht werden. Diese Ausrichtung an einer gleichbleibenden Problemstellung dient als roter Faden und vereinfacht es, die einzelnen Aufsätze zueinander in Bezug zu setzen. Die Autor_innen liefern viele fundierte Diskussionsanregungen, wobei hier nur einige Beiträge stellvertretend skizziert werden können. So argumentiert etwa Ulrich Sarcinelli, der Staat sei politisch „zu einem Akteur unter anderen Akteuren geworden“ und müsse sich mehr und mehr „als verhandelnder, als kommunizierender Staat behaupten“ (37). Benjamin Höhne geht dem Einfluss der Medien auf innerparteiliche Nominierungsprozesse nach und gelangt zu dem Schluss: „Medien selektieren Parlamentskandidaten nicht“ (110), dennoch gewinnen die Medien besonders für karriereorientierte Politiker als Präsentationsplattform zunehmend an Attraktivität und Relevanz. Sigrid Koch‑Baumgarten zieht zur Medienaffinität deutscher Verbände ein ambivalentes Fazit: Während etwa Greenpeace „ein Paradebeispiel für eine weitgehend medialisierte politische Kommunikation“ und „auf bislang einzigartige Weise mit dem Mediensystem verflochten“ (190) sei, agierten Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften bis dato eher zurückhaltend. Kathrin Voss widmet sich im letzten Abschnitt des informativen Sammelbandes der Online‑Kommunikation sozialer Bewegungen und der damit verbundenen Chance, mit der Präsenz im weltweiten Netz „eine Alternative zu den traditionellen Massenmedien zu schaffen“ (381) und die Mobilisierung von Unterstützern voranzubringen. Insgesamt ergebe sich ein „gemischtes Bild“ (394), den unbestreitbaren Vorteilen der neuen Medien stünden auch Herausforderungen gegenüber – wobei Voss die zunehmende kommunikative Individualisierung anführt, die es sozialen Bewegungen erschwere, eine starke Bindewirkung und Identitätsbildung aufrechtzuerhalten.
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Rubrizierung: 2.222.12.42.52.3312.333 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Franziska Oehmer (Hrsg.): Politische Interessenvermittlung und Medien. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38358-politische-interessenvermittlung-und-medien_46659, veröffentlicht am 30.04.2015. Buch-Nr.: 46659 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken