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Ingrid Hamm / Thomas E. Mann (Hrsg.)

Politische Kommunikation in der Informationsgesellschaft. Ergebnisse eines deutsch-amerikanischen Workshops

Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung 1997; 48 S.; brosch., 15,- DM; ISBN 3-89204-328-0
Der internationale Workshop, dessen Ergebnisse in diesem "Working Paper" veröffentlicht werden, wurde von der Bertelsmann Stiftung durchgeführt. Teilnehmer waren Experten und Politiker aus den USA und Deutschland. Dionne, Hess und Mann berichten im ersten Beitrag von agressiven Formen der Politikvermittlung, die sich in den USA immer mehr durchsetzen. Das Motto sei dort unbedingte TV-Präsenz und "angreifen, angreifen und nochmals angreifen" (14). Es sei eine Politik der Beschuldigungen entstanden, die zur Verängstigung der Bevölkerung geführt habe. Die verbreitete Unzufriedenheit treffe mit dem vermehrten Aufkommen plebiszitärer Entscheidungsformen zusammen und führe "zu einer gefährlichen Mischung", einem Teufelskreis, in dem sich Politiker, Medien und Interessengruppen gegenseitig immer mehr diskreditierten (24). Die Autoren sprechen sich für eine Stärkung der repräsentativen Organe, aber zugleich für vermehrte Partizipationsmöglichkeiten aus. Glotz sieht die Reformunfähigkeit des deutschen Staates in drei Kommunikationsstörungen begründet, "die unser politisches System langsam, zäh und schwer beweglich machen" (30). Die erste Störung ist eine mangelnde Binnenkommunikation in den Parteien durch mangelnde Elitenrekrutierung. Die SPD trockne beispielsweise von unten her aus, weil man sechs oder mehr Jahre brauche, um sich für ein Mandat zu empfehlen. Diese Entwicklung werfe, so Glotz, ein Folgeproblem auf: das kompensatorische Aufkommen von populistischen Spitzenkandidaten und damit die Entsachlichung der politischen Kommunikation. Drittens sieht Glotz eine große Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung. Inhalt: I. Politische Kommunikation einer unpolitischen Nation: E. J. Dionne / Stephen Hess / Thomas E. Mann: Aktuelle Strategien der Politikvermittlung in den USA (11-25). II. Von virtuellen Ortsvereinen und dem Hindenburg-Syndrom: Peter Glotz: Zur Innovationsnotwendigkeit der politischen Kultur in Deutschland (29-34). III. Wege aus der Politikverdrossenheit: Thorsten Grothe / Holger Sievert: Neue Medien und neue Strukturen in der politischen Kommunikation (37-41).
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.333 | 2.35 | 2.22 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Ingrid Hamm / Thomas E. Mann (Hrsg.): Politische Kommunikation in der Informationsgesellschaft. Gütersloh: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7183-politische-kommunikation-in-der-informationsgesellschaft_9601, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9601 Rezension drucken