Skip to main content
Julia Metag

Politische Kommunikation in lokalen und nationalen Öffentlichkeiten. Ein Vergleich der Rezeptions- und Meinungsbildungsprozesse

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Schriftenreihe Politische Kommunikation und demokratische Öffentlichkeit 9); 326 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-8487-1242-7
Diss. Münster; Begutachtung: F. Marcinkowski, A. Scholl. – Direkte politische Beteiligungsmöglichkeiten werden in Deutschland immer wichtiger. Die Debatte dazu konzentriert sich vor allem darauf, „ob direktdemokratische Abstimmungen auch […] in Form von bundesweiten Volksentscheiden eingeführt werden sollen“ (16). In ihrer Studie untersucht Julia Metag die Argumente der Kritiker und kommt zu dem Schluss, dass aus Perspektive der politischen Kommunikation „viele Befürchtungen, die bundesweite Volksentscheide betreffen, unzutreffend sind“ (302). So fürchten Kritiker, dass die Meinung der Bürger vor einem Volksentscheid beeinflusst oder gar manipuliert werden könnte. Außerdem bezweifeln sie, dass die Bürger hinreichend kompetent sind, um über komplexe Themen, vor allem auf Bundesebene, abzustimmen. Zur Überprüfung dieser Annahmen ließ Metag 1.014 Bürger zu den Bereichen Verkehr, Finanzen und Energie interviewen, wobei je ein lokales und ein bundespolitisches Thema abgefragt wurde. Für den Bereich Verkehr beispielsweise wurde der Bau einer Umgehungsstraße in Limburg a. d. Lahn thematisiert und bundespolitisch die mögliche Einführung der PKW‑Maut. Hinsichtlich der themenspezifischen Kompetenz der Befragten zeigt Metag, dass diese „bei bundespolitischen Entscheidungen höher als bei lokalpolitischen Entscheidungen“ (287) ist, womit „die Bürger bei bundespolitischen Entscheidungen nicht weniger kompetent sind als bei lokalpolitischen Entscheidungen, sodass dieses Argument gegen bundesweite Volksentscheide […] in Frage gestellt werden kann“ (287). Hinsichtlich der Manipulationsannahme gibt die Studie in gewisser Weise ebenfalls Entwarnung: „[D]ie Meinung der Rezipienten [ist] stark prädisponiert […] und Kommunikationswirkungen [treten] nur geringfügig [auf]“ (192), die Meinung zu lokalen und nationalen Entscheidungen ist also wenig durch Kommunikation beeinflussbar. Wie Metag richtig schreibt, könnte man dies auch negativ so interpretieren, dass Bürger „bei politischen Entscheidungen […] kaum Informationen und Argumente aus den Medien zur informierten Meinungsbildung hinzuziehen“ (282). Während die Befunde nicht gegen die direkte Demokratie auf Bundesebene sprechen mögen, bleibt die Frage, was diese über die prinzipielle Rolle der Medien im Prozess der Meinungsbildung aussagen.
Falk Hartig (FH)
Ph.D., Sinologe und Kommunikationswissenschaftler, Postdoktorand am Frankfurter Inter-Zentren-Programm „Afrikas Asiatische Optionen“ (AFRASO), Goethe Universität Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.3332.32 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Julia Metag: Politische Kommunikation in lokalen und nationalen Öffentlichkeiten. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37657-politische-kommunikation-in-lokalen-und-nationalen-oeffentlichkeiten_46132, veröffentlicht am 09.10.2014. Buch-Nr.: 46132 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken