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Ulrich Hamenstädt (Hrsg.)

Politische Theorie im Film

Wiesbaden: Springer VS 2016; XII, 313 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-658-07205-6
Das Medium Film hat eine erstaunliche Wandlung erfahren, bedenkt man seine Entwicklung von den Anfängen bis heute. Filme sind weit mehr als bewegte Bilder. Sie sind immer auch ein Spiegel des Zeitgeistes, der gesellschaftlichen und politischen Stimmungen und nicht zuletzt der diese grundierenden (moralischen) Normen und Werte. Warum also nicht ausgewählte Filme in den Blick nehmen, um an der Schnittstelle von (konstruierter) Realität und Fiktion einen ganz eigenen Zugang zum Phänomen Politik zu finden? Für Ulrich Hamenstädt birgt der Film gerade wegen seiner utopischen Dimension die Möglichkeit zum Erkenntnisgewinn und der Informationsvermittlung gleichermaßen. Deshalb ist der Film für ihn und seine Mitstreiter_innen das geeignete Bindeglied zwischen Theorie und Alltagserfahrung, mit dem sich soziale Realität(en) besser erfassen lassen, Grenzen überwunden und neue Analysemöglichkeiten erprobt werden können. Zur Veranschaulichung dienen exemplarisch ausgewählte Filme, die durch die theoretische Brille der Politischen Soziologie und der Internationalen Theorie betrachtet werden. Wer beispielsweise bei „Der Pate“ nur an Marlon Brandos schauspielerische Leistung denkt, dem seien André Beckershoff Ausführungen zu Pierre Bourdieu empfohlen, der die Mafia‑Rituale im Film über den Habitus‑Ansatz dechiffriert. Der Comic‑Held Batman erfährt durch Stephan Engelkamps Überlegungen zu Giorgio Agamben eine interessante Neuinterpretation als Notstands‑Leviathan. Und wer sich bei „Machete“ eher an ein blutiges FSK‑18‑Spektakel und weniger an den Hauptdarsteller Danny Trejo erinnert, der wird durch Kirsten Hoesch eines Besseren belehrt, die das Machwerk gekonnt in den amerikanischen Migrationsdiskurs einordnet. Selbst altbekannte Filme wie „Animal Farm“ erfahren eine Neubewertung, wenn man sie, wie Manon Westphal, mit den Arbeiten von Chantal Mouffe in Verbindung bringt. Kurz gesagt: Dieser Band birgt eine Reihe von Überraschungen. Er wirbt damit äußerst charmant wie innovativ für die (vermeintlich trockene) Politische Theorie und macht neugierig auf mehr.
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Rubrizierung: 5.15.424.15.464.412.232.35 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Ulrich Hamenstädt (Hrsg.): Politische Theorie im Film Wiesbaden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39986-politische-theorie-im-film_48281, veröffentlicht am 11.08.2016. Buch-Nr.: 48281 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken