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Andre Brodocz / Gary S. Schaal (Hrsg.)

Politische Theorien der Gegenwart III. Eine Einführung

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2016 (Uni-Taschenbuch 3880); 486 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-8252-3880-3
Der dritte Band der zweifellos inzwischen als Standardwerk geltenden Reihe „Politische Theorien der Gegenwart“ (siehe die Bände I und II, die 1999 als einbändige Ausgabe erschienen sind, Buch‑Nr. 11134) schließt wenig überraschend an seine beiden Vorgänger an, wenngleich vor allem in chronologischer, weniger in struktureller Hinsicht. So geht es in dieser Publikation vornehmlich um Theoretiker, die – jedenfalls nach Einschätzung der Herausgeber – das 21. Jahrhundert prägen beziehungsweise prägen werden. Dabei geht es zum Teil um Fragen, die sich vor 100 Jahren oder sogar noch im ausgehenden 20. Jahrhundert wenig stellten oder erst zu stellen begannen (ein Stichwort: Postdemokratie). Zugleich wird aber auch deutlich, dass sich die Autoren des Buches nicht selten an Diskussionsstränge des 20. Jahrhunderts anschließen, zum Teil mit dezidierten Gegenentwürfen – wie dem Realismus von Reuss, Miller oder Agamben als Antwort auf die liberale Schule von Rawls. Wesentlicher Unterschied zu den ersten beiden Bänden ist freilich, dass sich in der Gegenwart (im engeren Sinne, also dem beginnenden 21. Jahrhundert) noch nicht absehen lässt, welcher Autor in welcher Weise unsere Zeit prägen wird, was naturgemäß zu einer deutlich stärkeren Unsicherheit bei der Auswahl der dargestellten Theoretiker führt. Insbesondere, so die Herausgeber, stehen die in diesem Teilband behandelten Autoren (noch?) nicht für „Theoriefamilien“ (17), sondern – zunächst einmal – weitgehend für sich selbst. Der Reigen der von ihrerseits namhaften Vertretern des Fachbereichs Politische Theorie und Ideengeschichte präsentierten Themen reicht dabei vom bereits erwähnten Realismus eines Raymond Geuss über den postmodernen Pluralismus hin zum Feminismus, von deutlich normativ angelegten Ansätzen wie dem der „demokratischen Sittlichkeit“ (David Miller, 283) bis hin zu erkennbar empirisch orientierten Konzepten wie jenem der Akteur‑Netzwerke von Bruno Latour. Auch wenn sich dieser Band wie seine Vorgänger dezidiert ebenfalls an Studierende richtet, wird man angesichts des wissenschaftssprachlichen Niveaus der Beiträge wohl eher von Studierenden höherer Semester als geeigneter Lesergruppe ausgehen müssen.
{SVL}
Rubrizierung: 5.15.415.42 Empfohlene Zitierweise: Sven Leunig, Rezension zu: Andre Brodocz / Gary S. Schaal (Hrsg.): Politische Theorien der Gegenwart III. Opladen u. a.: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40195-politische-theorien-der-gegenwart-iii_45240, veröffentlicht am 01.12.2016. Buch-Nr.: 45240 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken