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Sir Peter Ustinov Institut (Hrsg.)

Populismus. Herausforderung oder Gefahr für die Demokratie?

Wien: new academic press 2012 (Konfliktforschung 27); 179 S.; pb., 29,90 €; ISBN 978-3-7003-1849-1
Der Sammelband soll „einen Überblick über Ausmaß und Wirkung des Populismus in Europa“ geben, „Problemfelder und Zusammenhänge“ aufzeigen und „das Bewusstsein für demokratische Formen der Problemlösung schärfen“ (7). Die Autoren der zehn Beiträge beleuchten überwiegend konkrete populistische Phänomene in ausgewählten europäischen Ländern. So fragt Eckhard Jesse, ob die Linke in Deutschland extremistisch und populistisch sei – und bejaht dies; Markus Wilp wiederum spürt den Erfolgsursachen der Freiheitspartei (Partij voor de Vrijheid, PVV) in den Niederlanden nach – verantwortlich sei eine politische Kultur, „die dem Recht auf Meinungsfreiheit eine hohe Bedeutung beimisst“ (88). Die weiteren Fallbeispiele sind deskriptiv gehalten, deswegen aber nicht weniger aufschlussreich – etwa die Analyse der Schweizer Volkspartei (SVP) durch Hans‑Georg Betz, der das Bild einer von Widersprüchen charakterisierten Organisation zeichnet. Daneben vereint der Sammelband Beiträge über die lange Tradition des Populismus in den USA, die Aufnahme des politischen Katholizismus in das Repertoire der polnischen Partei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwo??, PiS) sowie über extremistische Tendenzen bei Jobbik in Ungarn. Die Schwerpunkte wurden höchst unterschiedlich gewählt, lassen den Band – hervorgegangen aus einer Fachtagung des Sir Peter Ustinov Instituts im Mai 2012 – bisweilen eklektisch wirken. Die wenigen Grundsatzbeiträge wiederum – beispielsweise von Anton Pelinka und Klaus von Beyme – werfen neue Schlaglichter auf das Phänomen. Der Soziolinguist Martin Reisigl wirbt außerdem für eine stärkere Berücksichtigung des kommunikativen Aspekts in den Populismusdefinitionen und veranschaulicht den Wert fachfremder Perspektiven auf das eigene Forschungsgebiet. Insgesamt fällt der inhaltliche Ertrag der Aufsätze höchst unterschiedlich aus, der Stil schwankt zwischen Fachjournal und Essay. Leider findet der Linkspopulismus kaum Erwähnung. Was zudem fehlt, ist eine einheitliche Perspektive in Form einer gemeinsamen Populismusdefinition oder einer konkreten Frage. Der Band zeigt: Die Wahrnehmung eines Problems (Populismus) durch einen zivilgesellschaftlichen Akteur (Sir Peter Ustinov Institut) führt nicht zwangsläufig zu einer kohärenten Auseinandersetzung – selbst wenn die eigenen Maßstäbe zugrunde gelegt werden.
Tom Mannewitz (MAN)
Dr., Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 2.222.3312.52.61 Empfohlene Zitierweise: Tom Mannewitz, Rezension zu: Sir Peter Ustinov Institut (Hrsg.): Populismus. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/180-populismus_43550, veröffentlicht am 25.04.2013. Buch-Nr.: 43550 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken