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Stuart Hall

Populismus, Hegemonie, Globalisierung. Hrsg. von Victor Rego Diaz, Juha Koivisto und Ingo Lauggas

Hamburg: Argument 2014 (Ausgewählte Schriften 5); 259 S.; 19,- €; ISBN 978-3-88619-323-3
Im fünften Band der Ausgewählten Schriften des kürzlich verstorbenen Stuart Hall werden Aufsätze und Interviews versammelt, die sich grob um den Zusammenhang von Staat und Gesellschaft in Verbindung mit hegemonialen Verschiebungen und populistischen Artikulationen gruppieren lassen. Hall, der die theoretische Arbeit schon immer mit politischer Analyse verbunden hat, zeigt darin die Mechanismen der Hegemonie und ihre Verflechtung in Ideologie und alltäglicher Wahrnehmung ebenso auf wie die institutionellen Formationen von Kultur und Politik. Dass Hall dabei der neueren, eher apolitischen Wende in den Cultural Studies ebenso etwas entgegenzusetzen hat wie dem dekonstruktivistischen Selbstzweck, geht aus den Texten, die insgesamt eine Zeitspanne von 30 Jahren abdecken, eindrucksvoll hervor. Auch wenn seine Arbeiten stets von klaren Kategorien und analytischer Schärfe zeugen, bemüht sich Hall doch eindringlich um das Erfassen der Komplexität der Transformationsprozesse auf verschiedenen Ebenen. Wenn er so beispielsweise die Entstehungsgeschichte des modernen Staates nachzeichnet, kann er schlüssig vermitteln, wie diese mit der erfolgreichen Durchsetzung von popularen Interessen und der Herausbildung hegemonialer Deutungen zusammenhängt, ohne dabei die ökonomischen Entwicklungen aus dem Blick zu verlieren, in die diese Dynamiken eingebettet sind. Dies macht auch die Stärke seiner Gegenwartsdiagnostik aus, wenn er sich zur „permanente[n] neoliberale[n] Revolution“ (228) äußert, hegemonietheoretisch die aktuelle Krise deutet oder die Verschiebungen der (vor allem britischen) Parteienlandschaft analysiert. Ebenso bekommt man einen umfassenden Einblick in die theoretischen Fundamente, mit denen sich Hall immer wieder auseinandersetzt und die er, in der intensiven Diskussion mit Kritiker_innen, fruchtbar reartikuliert. So kommen Poulantzas‘ Staatstheorie in seinen Überlegungen zum autoritären Populismus ebenso zur Sprache wie Gramscis Aktualisierung des Marxismus im Hegemoniekonzept.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.465.412.612.22 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Stuart Hall: Populismus, Hegemonie, Globalisierung. Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36983-populismus-hegemonie-globalisierung_45242, veröffentlicht am 17.04.2014. Buch-Nr.: 45242 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken