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Felix Böttger

Postliberalismus. Zur Liberalismuskritik der politischen Philosophie der Gegenwart

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014; 355 S.; kart., 39,90 €; ISBN 978-3-593-50206-9
Diss. Wuppertal. – Postliberalismus – unter diesem Schlagwort verhandelt Felix Böttger zeitgenössische liberalismuskritische Theorieansätze, die „die Frage nach der konstitutiven Rolle des Dissenses“ und die Frage nach „dem Politischen“ und dessen Unterscheidung von „der Politik“ (11) stellen. Wäre zunächst zu vermuten, es handele sich lediglich um ein weiteres Überblickswerk zu postfundamentalistischen politischen Theorien, so liefert die Studie weit mehr als das. Mitnichten geht es dem Autor nur um eine bloße Darstellung, sondern er geht vielmehr der hochinteressanten Frage nach den – oftmals uneingestandenen – Voraussetzungen des postfundamentalistischen Denkens nach. Die postliberale Kritik, so die These, teile mit ihren liberalen Antagonisten einen „gemeinsamen Horizont“ (318), dem sie – so die Pointe der Arbeit – weder entkommen kann noch sollte. Um dies zu plausibilisieren, umreißt Böttger zunächst den Horizont des Liberalismus, als dessen zentrale Protagonisten ob der vertragstheoretischen Zurichtung Hobbes, Locke und Rawls agieren. Vor diesem Hintergrund werden sodann für die postliberale Kritik die Ansätze von Laclau/Mouffe, Rancière und Agamben expliziert. Böttger kann nachweisen, dass bei allem liberalismuskritischen Gehabe der letztgenannten Positionen letztlich keine fundierte Auseinandersetzung mit dem Liberalismus erfolgt, sondern vielmehr ein Unbehagen an einigen von dessen Schattenseiten artikuliert wird. Gerade darin sieht Böttger nun die Chance angelegt, einen Dialog beider Strömungen zu eröffnen mit dem Ziel einer „kritische[n] Wiederaneignung des Liberalismus“ (331), der die postfundamentalistischen Ansätze gegen ihren potenziellen „Umschlag in den terroristischen Exzess“ (342) zu schützen vermöge. Gerät die abschließende Darstellung der Grundzüge einer postliberalen politischen Philosophie im Verhältnis zwar etwas knapp, so kann Böttger dort dennoch ihre zentralen Koordinaten freilegen. Begrifflich bleibt freilich irritierend, dass sowohl die dargestellten postfundamentalistischen Ansätze als postliberal bezeichnet werden als auch der von Böttger erst abschließend synthetisch entwickelte Entwurf jenes Label für sich beansprucht. Von dieser terminologischen Unschärfe abgesehen, liegt mit der Studie jedoch ein äußerst lesenswerter Beitrag zur Selbstverständigung der gegenwärtigen politische Philosophie vor, der auch als einführende Grundlage zu den behandelten Ansätzen ohne zu zögern zu Rate gezogen werden kann.
Paul Sörensen (SÖR)
Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Lehrstuhl für Politikwissenschaft/Politische Theorie, Universität Augsburg.
Rubrizierung: 5.425.335.435.46 Empfohlene Zitierweise: Paul Sörensen, Rezension zu: Felix Böttger: Postliberalismus. Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37814-postliberalismus_46306, veröffentlicht am 20.11.2014. Buch-Nr.: 46306 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken