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Chris Methmann / Hendrik Sander / Jutta Sundermann

Power to the People! Den Stromkonzernen den Stecker ziehen

Hamburg: VSA 2008 (AttacBasisTexte 31); 94 S.; 6,50 €; ISBN 978-3-89965-308-3
Vier große Stromkonzerne beherrschen den Energiemarkt in Deutschland: RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW. Die Verfasser problematisieren diesen Zustand, indem sie Ungereimtheiten benennen und Alternativen für eine soziale, ökologische und demokratische Energieversorgung aufzeigen. So verurteilen sie unter anderem die Lobbyarbeit der Energiekonzerne im Umfeld der Ausgabe von Emissionszertifikaten. In der Phase von 2005 bis 2007 seien auf Druck aus der Wirtschaft hin mehr Zertifikate ausgegeben worden als Emissionen zu erwarten waren. Als jedoch 2006 die Statistiken aktualisiert wurden, stürzte der Wert der Zertifikate an den Börsen gegen Null und es verschwand der Anreiz zum Klimaschutz. Darüber hinaus sei der Energiemarkt unsozial. Jährlich würden 840.000 Anschlüsse gesperrt, die Energiepreise lagen im Januar 2008 ganze 46 Prozent höher als noch vor acht Jahren. Die in einem Hartz IV-Satz vorgesehenen 25 Euro für Strom reichten bei solchen Preisentwicklungen nicht aus und sorgten für „Energiearmut“ (34). Die enge personale Verbindung von Politik und Wirtschaft behindere eine wirksame Kontrolle. In der Konsequenz fordern die Verfasser einen grundlegenden Wechsel im Denken. Dazu gehört für sie eine „soziale Grundversorgung mit Strom“ (62). Die Grundgebühr gehöre schlichtweg abgeschafft und ein zuzubilligendes Kontingent von 1.000 Kilowattstunden im Jahr umsonst pro Haushalt seien überlegenswert, so die Autoren. Dass dergleichen mit der derzeitigen Konzernstruktur nicht realisierbar ist, wissen sie durchaus. Daher schlagen sie beispielsweise nach Artikel 15 GG vor, „die Stromkonzerne zu enteignen, zu zerlegen und in viele kleine Einheiten zu überführen, die demokratisch kontrollierbar sind“ (66). Unter „demokratisch“ verstehen sie „eine Kombination von Arbeitnehmermitbestimmung, der repräsentativen Wahl der Geschäftsführung und direkt-demokratischen Abstimmungen über richtungsweisende Sachfragen“ (73). Der Band ist im Rahmen der Stromkonzernkampagne von Attac entstanden, die Autorinnen und Autoren waren in dieser Kampagne aktiv.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Chris Methmann / Hendrik Sander / Jutta Sundermann: Power to the People! Hamburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30140-power-to-the-people_35735, veröffentlicht am 10.02.2009. Buch-Nr.: 35735 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken